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Kummer mit SC-Kollimation
#1
Hallo zusammen,

mir macht derzeit mein betagtes (ca. 20 Jahre altes) Meade LX 10 etwas Kummer.

Bei einem Beobachtungsabend vor ein paar Wochen fiel mir auf, dass ich nicht die gewohnte Schärfe erreichen konnte. So war Epsilon Lyrae kaum zu trennen - was bei 8" Öffnung ja nun wirklich kein Thema sein sollte. Es war also wieder mal eine Kollimation fällig.

Was ich schon immer mal probieren wollte: Lt. Anleitung ist mein Baader Lasercolli auch für Schmidt-Cassegrains geeignet. Also: Zenitspiegel abgenommen, Kollimator in den OAZ gesteckt; der Laserpunkt ist etwas abseits der Mitte -> Sekundärspiegel eingestellt, bis der Laserpunkt genau in der Mitte liegt. Sah plausibel aus ;-) Doch dann, abends beim Sterntest: Alles voller Kometen! Alle Sterne haben ein "Schwänzchen", und wenn ich unscharf stelle, liegt der Sekundärspiegel-Schatten weit ab vom Zentrum. Das war also schon mal nix :-(

Ich habe dann wie gewohnt kollimiert: Gerät gut ausgekühlt, hohe Vergrößerung, Unscharf stellen, Beugungsringe konzentrisch mit Fangspiegelschatten genau in der Mitte. Ich habe etwa eine Dreiviertelstunde herumjustiert (und zwischendrin unterbrochen, um die Schmidtplatte wieder freizufönen), bis die Form der Beugungsringe gut aussah.

Trotzdem stimmt da irgendetwas noch nicht: Weniger helle Sterne werden einigermaßen punktförmig abgebildet, doch hellere Sterne sehen ausgefranst aus (unregelmäßiger, zackiger Rand). Außerdem ist mir noch aufgefallen, dass das Spiegelshifting stärker geworden ist, und der Fokusknopf (der den Hauptspiegel bewegt) beim Drehen einen unterschiedlich starken Widerstand hat.

Jetzt überlege ich natürlich, was da nicht passen könnte. Könnte da evtl. die Mechanik vermurkst sein, so dass der Hauptspiegel verkippt ist? Oder hat jemand hier noch eine Idee, wie sich der Befund erklären (und beheben) läßt?

Viele Grüße, W.
Viele Grüße, W.

We shall be restoring normality as soon as we know what is normal anyway. (Douglas Adams)
https://wolfgangs-gartensternwarte.de
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#2
Hallo Wolfgang,

was du schreibst kommt mir sehr bekannt vor. Mein 27 Jahre altes Meade 8" 2080, das ich bei dem Teleskoptreffen bei dir dabei hatte, zeigte trotz stundenlanger Einstellung des Fangspiegels bei hoher Vergrößerung unschöne "Schwänzchen". Beim Durchgang durch den Fokus drehen sich die Schwänzchen um 90°, also Astigmatismus. Um zu sehen ob die Schmidtplatte oder evtl. der Hauptspiegel irgenwie verklemmt sind, habe ich also kurzentschlossen Baumwollhandschuhe angezogen und die Kiste komplett auseinandergelegt.

Zunächst fällt auf, daß die Schmidtplatte gegenüber der werksseitigen Markierung mit Edding-Stift verdreht liegt.
Nach dem Entfernen der Fokussierschraube und einem Sicherungsring auf dem Baffle-Rohr, kann man den Hauptspiegel entnehmen. Der Spiegel ist mit viel Siliconmasse direkt auf das Führungsrohr geklebt. Eine Verspannung kann aber nicht daher kommen. Die am Führungsrohr exzentrisch angebrachte Schraube mit Feingewinde ist mit dem alten verharzten Fett richtig verklebt. Das Fett habe ich mit Isopropanol entfernt und durch wenig Nähmaschinenöl ersetzt. Genauso habe ich die Fokussierschraube gereinigt und geölt. Jetzt läuft die Fokussierung so leicht und gleichmässig wie noch nie.

Aber zurück zu dem Abbildungsproblem:
Wieder alles zusammen montiert, habe ich die Schmidtplatte zunächst auf die Werksmarkierung gedreht und kollimiert. Das Ergebnis war zwar besser wie vorher, aber noch nicht wirklich gut. Also die Schmidtplatte weiter in kleinen Schritten drehen, wieder nach jeder Drehung nachkollimieren und siehe da: bei einer Stellung mit ca. 10° Verdrehung gegenüber der Markierung verschwindet der Abbildungsfehler!

Ich habe keine Ahnung warum sich die Platte von alleine verdreht hat. Eventuell passiert das, da die Platte selbst bei angezogenen Sicherungsschrauben noch locker in seiner Halterung sitzt (was ja sehr sinnvoll ist) und bei öfterem Auf- und Abbauen des Teleskops die Platte langsam "wandert".

Also wird es sich auf jeden Fall lohnen, die radiale Stellung deiner Schmidtplatte zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Wie man sieht ist aber selbst auf die original Markierungen kein Verlass.

Grüße von Frank
Nur in einem ruhigen Teich
spiegelt sich das Licht der Sterne...
(aus China)
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#3
Ich hätte einen künstlichen Stern, den ich dir leihen könnte. Damit könntest du am Tag in Ruhe in bequemer Lage und mit gutem Seeing justieren.
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#4
Hallo zusammen,

erst mal vielen Dank für eure Tipps. Die Schmidtplatte könnte tatsächlich verdreht sein - beim Kollimieren fiel mir auf, dass sie sich schon beim Drehen an den Kollimationsschrauben leicht bewegen ließ.

Ich werd' mal sehen, ob ich selber klarkomme. Ansonsten komme ich gerne auf eure Hilfsangebote zurück.

Viele Grüße, W.
Viele Grüße, W.

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