22.07.2023, 10:50
Guten Tag an die Fans historischer Teleskope und alle Interessierte,
heute möchte ich über ein hoch interessantes Gerät berichten, an dessen Instandsetzung ich mitwirken durfte.
https://www.sternwarte-traunstein.de/instrument/
Die Sternwarte in Traunstein auf dem Dach einer Villa in 17,5m Höhe verfügt über einen historischen Zeiss Refraktor, der mit einem Zeiss B-Objektiv 175/2570 ausgestattet ist.
Das Objektiv Baujahr 1913 ist demnach 110Jahre alt und noch im Einsatz!
Die B-Objektive waren die ersten mir bekannten apochromatischen Triplet Objektive, die meines Wissens hergestellt wurden. Bekannt ist auch, dass diese Objektive äußerst schwer zu justieren sind und extrem hohe Anforderungen zu bewältigen waren. Damals wurden die Optiken noch händisch gerechnet und das Objektiv war vermutlich eine Einzelfertigung. Es war so gut gebaut, wie es in dieser Zeit möglich war. So zeigen die Gläser sichtbare Blaseneinschlüsse, was heute nicht mehr vorkommt. Natürlich sind die Gläser ohne Vergütung, die es zu der Zeit noch nicht gab. Auch hier nagt der Zahn der Zeit und das Objektiv war stark dejustiert als es dem Optikmeister Peter Große zur Instandsetzung übergeben wurde. Es gibt wohl nur noch wenige Menschen, die sachkundig sind um so ein Objektiv zerlegen und neu zu justieren können. Hier brauchte es Zeit, diese Arbeit auszuführen und sich nach und nach an das optimalste Ergebnis heranzutasten ohne dem Objektiv zu schaden. Bei Beschädigung wäre das Objektiv für Immer verloren! Meine Aufgabe war die Arbeiten mit inteferometrischer Auswertung zu begleiten. Nachfolgend die Bilder vom Objektiv und dem Prüfaufbau bei mir zu Hause.
Die Sichtprüfung am künstlichen Stern zeigte nach der erfolgreiche Instandsetzung durch Herrn Große eine beugungsbegrenzte Abbildung, welche als farbrein wenn auch mit deutlichen Warmton charakterisiert werden kann. Die drei nicht vergüteten Linsen mit Ihren sechs Oberflächen erzeugen ein sichbares Streulicht, was bei modernen Optiken so nicht mehr vorkommt. In der Messingfassung war es zu der Zeit insgesamt wohl das Beste an Optik und Mechanik, was sich Herr Ehrensberger in Deutschland kaufen konnte. Es war zu der Zeit sicherlich kein Amateurgerät, wie es heutige engagierte Amateure mit gleicher Öffnung auf vergleichweise kleinen Montierungen betreiben. Herr Ehrensberger war Aufsichtsrat bei der Firma Krupp in Essen und damals maßgeblich an der Erfindung des Chrom-Nickel-Stahl beteiligt. So konnte Er sich die Villa mit Sternwarte erbauen und aktiv nutzen. Die Villa wird heute als Bildungshaus mit Tagungs- und Beherbergungsbetrieb genutzt. Die nachfolgenden Bilder zeigen die Schönheit des Innenausstattung der Sternwarte und auch die Dimension der Gerätschaft.
Die Größe des Gerätschaft erschließt sich am Besten im Vergleich mit einer Person, hier Peter Große.
Der mechanische Antrieb mit Gewichten und Fliehkraftregelung kombiniert mit elektrischer Steuerung läuft immer noch in beeindruckender Weise.
Den Einbau bzw. die Justage des Objektivs zum Auszug kontrollierte ich mit einem Laserkollimator um Peter Große die Richtung anzuzeigen als Rückmeldung zu seinen Bewegungen an den Justageschrauben.
Zum Schluss wurde das Gipfelkreuz des Watzmanns eingestellt, dass sich trotz des Föns zeigte. Die Aussicht auf der Terasse vor der Kuppel ist auch beeindruckend.
Ich wünsche dem Gerät noch viele gute Jahre der Nutzung unter den Sternen
Ralf
heute möchte ich über ein hoch interessantes Gerät berichten, an dessen Instandsetzung ich mitwirken durfte.
https://www.sternwarte-traunstein.de/instrument/
Die Sternwarte in Traunstein auf dem Dach einer Villa in 17,5m Höhe verfügt über einen historischen Zeiss Refraktor, der mit einem Zeiss B-Objektiv 175/2570 ausgestattet ist.
Das Objektiv Baujahr 1913 ist demnach 110Jahre alt und noch im Einsatz!
Die B-Objektive waren die ersten mir bekannten apochromatischen Triplet Objektive, die meines Wissens hergestellt wurden. Bekannt ist auch, dass diese Objektive äußerst schwer zu justieren sind und extrem hohe Anforderungen zu bewältigen waren. Damals wurden die Optiken noch händisch gerechnet und das Objektiv war vermutlich eine Einzelfertigung. Es war so gut gebaut, wie es in dieser Zeit möglich war. So zeigen die Gläser sichtbare Blaseneinschlüsse, was heute nicht mehr vorkommt. Natürlich sind die Gläser ohne Vergütung, die es zu der Zeit noch nicht gab. Auch hier nagt der Zahn der Zeit und das Objektiv war stark dejustiert als es dem Optikmeister Peter Große zur Instandsetzung übergeben wurde. Es gibt wohl nur noch wenige Menschen, die sachkundig sind um so ein Objektiv zerlegen und neu zu justieren können. Hier brauchte es Zeit, diese Arbeit auszuführen und sich nach und nach an das optimalste Ergebnis heranzutasten ohne dem Objektiv zu schaden. Bei Beschädigung wäre das Objektiv für Immer verloren! Meine Aufgabe war die Arbeiten mit inteferometrischer Auswertung zu begleiten. Nachfolgend die Bilder vom Objektiv und dem Prüfaufbau bei mir zu Hause.
Die Sichtprüfung am künstlichen Stern zeigte nach der erfolgreiche Instandsetzung durch Herrn Große eine beugungsbegrenzte Abbildung, welche als farbrein wenn auch mit deutlichen Warmton charakterisiert werden kann. Die drei nicht vergüteten Linsen mit Ihren sechs Oberflächen erzeugen ein sichbares Streulicht, was bei modernen Optiken so nicht mehr vorkommt. In der Messingfassung war es zu der Zeit insgesamt wohl das Beste an Optik und Mechanik, was sich Herr Ehrensberger in Deutschland kaufen konnte. Es war zu der Zeit sicherlich kein Amateurgerät, wie es heutige engagierte Amateure mit gleicher Öffnung auf vergleichweise kleinen Montierungen betreiben. Herr Ehrensberger war Aufsichtsrat bei der Firma Krupp in Essen und damals maßgeblich an der Erfindung des Chrom-Nickel-Stahl beteiligt. So konnte Er sich die Villa mit Sternwarte erbauen und aktiv nutzen. Die Villa wird heute als Bildungshaus mit Tagungs- und Beherbergungsbetrieb genutzt. Die nachfolgenden Bilder zeigen die Schönheit des Innenausstattung der Sternwarte und auch die Dimension der Gerätschaft.
Die Größe des Gerätschaft erschließt sich am Besten im Vergleich mit einer Person, hier Peter Große.
Der mechanische Antrieb mit Gewichten und Fliehkraftregelung kombiniert mit elektrischer Steuerung läuft immer noch in beeindruckender Weise.
Den Einbau bzw. die Justage des Objektivs zum Auszug kontrollierte ich mit einem Laserkollimator um Peter Große die Richtung anzuzeigen als Rückmeldung zu seinen Bewegungen an den Justageschrauben.
Zum Schluss wurde das Gipfelkreuz des Watzmanns eingestellt, dass sich trotz des Föns zeigte. Die Aussicht auf der Terasse vor der Kuppel ist auch beeindruckend.
Ich wünsche dem Gerät noch viele gute Jahre der Nutzung unter den Sternen
Ralf