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NGC 6888 - Sichelnebel f = 180 u. 750 mm
#1
Hallo zusammen,
im Sommer der nicht enden wollte habe ich an der ASI1600mmc einige alte Film-Fotoobjektive ausprobiert. Für das Zeiss Jena MC Sonnar 2.8/180 fand sich dazu ein schöner Bildausschnitt um Gamma Cygni (Sadr) mit dem daneben liegenden zweigeteilten Nebel, der wohl auch Schmetterlingsnebel genannt wird. Dabei bekommt man auch den Sichelnebel mit ins Bild.
Bei der Kombination der Kamera mit Fotoobjekiven gibt es ja meistens keine Standardlösungen für die Befestigung. Das 180er Sonnar wurde für die Mittelformatkamera Pentacon Six hergestellt und konnte mit einem M42-Adapter auch für Kleinbild verwendet werden. Es besitzt eine Schelle mit großem Fotogewinde, in der es rotiert werden kann. Mit dem Filterrad und der ASI war es gut ausbalanciert und kam an das Abschlussgewicht der Zeiss Ib-Montierung.
Ohne Guiding wurde bei Blende 4 belichtet: 32 x 60 s Rot / 45 x 40 s Grün / 45 x 40 s Blau, also zusammen 1,5 Stunden.
Das originale Feld ist nur ganz wenig um den Versatz der Kanäle beschnitten und hier auf 1/4 verkleinert:

[Bild: NebelSadr-Sonnar180-1155x840.jpg]


Trotz der Nachfokussierung bei jedem Filter gibt es im Blaukanal Säume, die sich aber gut neutralisieren lassen. Ansonsten war keine große Nacharbeit nötig, halt nur die Tonwertkorrektur / Gradation / Farbsättigung. 

Beim Sichelnebel sieht man sofort, daß er in RGB-Aufnahmen einen schweren Stand gegenüber den vielen Sternen der Milchstraße hat. Auf Astrobin habe ich mir dann viele Aufnahmen mit verschiedenen Brennweiten angesehen und wollte als nächstes eine Schmalbandversion versuchen.

Dafür kam das Setup mit dem 130er APO und dem 0,75fachen Riccardi-Reducer auf der ioptron CEM60 zum Einsatz (Brennweite 750 mm). Das Guiding lief mit PHD2 und einer ASI290mm am Leitrohr C 80/500.
Die Belichtung wurde auf 2 Nächte verteilt; die Transparenz war eher mäßig. Verarbeitet sind 99 x 120 s H-alpha und 87 x 120 s OIII, also etwas über 6 Stunden insgesamt. Der Arbeitsabstand der Kamera vom Korrektor ist zwar noch nicht optimal getroffen, aber das größere Problem waren Aufhellungen am Rand im Ha-Kanal trotz Darks und Flats.
Es wurden mit DSS, Fitswork und Affinity Photo gearbeitet. Das OIII-Bild wurde zu 100% für G und B verwendet.
Hier das brauchbare Bildfeld, verkleinert auf in 1/3:

[Bild: NGC6888-1300x920.jpg]

Der Nebel wirkt ja in seiner Umgebung sehr schön, ist aber auch im Detail interessant. Daher hier noch ein Ausschnitt mit 50% der originalen Bildausflösung:

[Bild: NGC6888-x-1200x900.jpg]

Für den ersten Versuch an der Sichel bin ich ganz zufrieden.

Gruss Lars
Folgenden 9 Usern gefällt Lars's Beitrag:
Christoph (18.11.2018), Florian B. (18.11.2018), Herbipollution (22.11.2018), Karsten (20.11.2018), LarsL. (19.11.2018), Michael (19.11.2018), Ralf (25.11.2018), Ulf (18.11.2018), Uwe (18.11.2018)
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#2
Hallo Lars,
danke fürs Zeigen der Bilder.
Ist doch Klasse vorhandene Objektive in Verbindung mit modernen CMOS Cameras einzusetzen. Bei den Übersichtsbilder lassen sich dann interessante, vielleicht auch weniger häufig belichtete Motive für längere Brennweite entdecken.
Erstaunlich was Du an OIII an der Sichel herausholen konntest! Bei Schmalband ist dann Vieles möglich, auch wenn der Himmel nicht optimal sein sollte.
Ich weiß noch wie Siggi vor einige Jahren etliche Stunden an der Astrokamera 250/1400 aufbringen musste, um mit seiner Canon DSLR auch nur eine Spur OIII an der Sichel darstellen zu können.

Persönlich stehe ich immer noch auf klassische Farbbilder, auch wenn dann diese feinen Details nicht darstellbar sind. Allerdings ist Deine Kombination in der Erscheinung dem LRGB angeglichen, so dass es für mich die Welten von Schmalband und Klassisch verbindet.

Zwei Fragen an Dich:
- Warum hast Du nicht die CEM 60 mit der Encodervariante angeschafft bzw. verwendet. Würde das nicht das Guiden bei kurzer Belichtungszeit unnötig machen?
- Kannst Du aus Deiner Erfahrung sagen ob Halos um die Sterne der ASI 1600mmc von dem unvergüteten Abdeckglas verursacht werden. Ich meine davon schon gelesen zu haben.

Besten Gruß
Ralf
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#3
Hallo Ralf,

danke für das Feedback. Mir geht es ja so wie vielen anderen - der Himmel ist auch ohne Mond meistens nicht so dunkel wie man es gern hätte und die Schmalbandfilter sind für die Emissionsnebel ein Ausweg. Wenn man es erstmal bei H-alpha und OIII belässt verteilt sich die Belichtungszeit auf nur zwei Kanäle, was sicher dem Signal zugute kommt.
Die farbliche Abstimmung versuche ich aber schon in Richtung RGB-Eindruck zu trimmen. Dabei ist es naheliegend, das OIII-Signal ins Blaue zu ziehen, auch wenn es zunächst für den G- und B-Kanal eingesetzt wird.

Mit einer DSLR mag es schwieriger gewesen sein, weil bedingt durch das Rauschen sicherlich nicht so stark gestreckt werden konnte. Das Signal ist wirklich schwach bei dem Öffnungsverhältnis und den "nur" 120 Sekunden-Frames. Von der Arbeit mit dem 160er Refraktor (mit dem ich hoch zufrieden bin ;-) komme ich ja mangels Guidung eher von den noch viel kürzeren Zeiten her, da sind die 2 Minuten für mich schon lang. 

Der Grund für die CEM 60 ohne Encoder war einfach der Preisunterschied von über 1.000 Euro. Das Leitrohr mit dem Zeiss C 80/500 war schon vorhanden und ebenso die kleinere ASI zum Guiden. Auch wollte ich mich nicht darauf verlassen, wirklich ohne Guiding auszukommen. Bei 750 mm Brennweite mit dem APQ + Reducer wäre das selbst im mobilen Einsatz wohl noch denkbar, aber mit dem 160er + Reducer mit 1.200 mm ?

Zu den Halos:
Ich bin mir immer nicht sicher, inwieweit die Halos auf das Konto meiner suboptimalen Bildbearbeitung gehen (keine Sternmaskierung beim Strecken) bzw. ob die Halos durch die notwendige starke Streckung unvermeidlich sind.Die Form der Lichtverteilung mit der recht deutlichen Abgrenzung vom hellen Sternzentrum zu dem diffusen Halo spricht jedoch m.E. für eine Streuung im Lichtweg.

Es gibt jetliche Bilder mit den ASI-Kameras ohne solche Halos, sowohl in RGB als auch in Schmalband, und daher fällt der Verdacht schon auf die verwendeten Filter.

Hier mal ein Beispiel gerade mit NGC 6888 und einer ASI1600mmc ohne jeden Halo:
https://www.astrobin.com/358444/?nc=user

Der Kollege hat mit Filtern von Astrodon gearbeitet und die Sterne sehen perfekt aus.

Zufällig las ich heute hier:
https://stargazerslounge.com/topic/32621...-worth-it/

den Satz:
"I was getting terrible halos with my Baader 7nm [OIII] filter so bit the bullet and went for a full-house of 3nm Astrodons."

Nun, ich habe den Baader 8,5 nm OIII verwendet, dazu noch einen H-alpha Filter von TS, der mal für erste Tests gedacht war. Inzwischen kann ich ihn durch einen 6nm-H-alpha-Filter von Astronomik ersetzen, aber es war noch keine Gelegenheit... 

Also scheint das Abdeckglas der Kamera nicht das Problem zu sein, wobei es schade ist, daß soviel Aufwand in die Kamera gesteckt wird und das Glas nicht mal vergütet wird. 

Gruss Lars
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#4
Guten Tag Lars,
danke für die Infos!
Die Nachführung rein mit Encoder habe ich mittels einer 10micron 2000er Montierung schon perfekt über 10min Belichtungszeit an dem verwendeten 160/1600 gesehen.

Christoph hat wie ich auch eine rein mechanisch laufende Takahashi JPZ, die 2min Bilder ohne Guidung mit ca. 700mm Brennweite zulässt. Das vereinfacht die Fotografie doch sehr und Dithern bekommt man dazu geschenkt, weil ein Drift bei Serienaufnahmen erkennbar ist.
Bei Langzeitbelichtung geht natürlich so nicht, aber die kurzen Downloadzeiten der modernen Kameras sowie das niedrige Ausleserauschen machen Kurzzeitbelichtungen attraktiv. Zudem sind helle Sterne beim ASL 180 mit f/3,85 schon nach einer Sekunde in der Sättigung an der Canon 6D.

Bei Schmalband wird sich das sicher anders verhalten und Guiden ist natürlich bewährt.
Meine Gedanken gehen in die Richtung möglichst einfach im freien Feld Bilder gewinnen zu können. Das wäre dann eine Farbkamera und wenn möglich der Verzicht auf Guiding.
Bei Lichtverschmutzung bleibt noch die Möglichkeit von CLS und anderen Filtern, da bin ich mir auch nicht im Klaren was taugt oder glücklich macht.

Wegen der Halos gehe ich von einer komplexen Wechselwirkung aus. Ein Teil des Licht wird von der Abdeckscheibe reflektiert und zum Filter zurückgeworfen. Der Filter reflektiert nun seinerseits das zurückgeworfene Licht, was dann zu den Halos führen kann. Dabei sollten auch die Abstände von Filter zum Chip von Bedeutung sein.
Ich vermute auch, dass bei den ASI Kameras eine starke Bewegung in der technischen Entwicklung stattfindet, insbesondere wenn auf die Schnelligkeit der Neuentwicklungen gesehen wird. Durchaus können da Unterschiede bei den Gläsern sein und ob da wirklich alle Gläser unvergütet sind kann ich absolut nicht sagen. 
Das habe ich aus den Foren entnommen und kann es aus eigenem Wissen nicht bestätigen oder widerlegen.
Wenn Du mal testen möchtest, kann ich Dir einen Astrodon H-Alpha Filter mit 1,25" Fassung zusenden. 
Dann würde sich im Vergleich zeigen ob der Filter oder die Bearbeitung die Wurzel ist.

Besten Gruß
Ralf
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#5
Hallo Ralf,

den Astrodon H-alpha Filter würde ich gern testen, d.h. es könnte mit den H-alpha Filtern von TS und Astronomik ein Vergleich von immerhin 3 Filtern in 1 1/4" werden, noch dazu mit 2 Kameras (ASI1600mmc und ASI290mm).
Außerdem wäre es leicht, den Abstand des Filterrades von der Kamera zu variieren.

Meine bisherige Annahme zu den Halos ist, daß in der Beschichtung der Filtergläser ein kleiner Teil des Lichtes geringfügig gestreut wird.
Bei Aufnahmen mit Farbkameras meine ich diese Halos noch nicht gesehen zu haben - dort könnte die Streuung im Filter eines Pixels nicht ein anderes Pixel beeinflussen. Demnächst kann ich selbst mal eine Systemkamera (sony A7s) verwenden und schauen, ob die Halos ausbleiben...

Mit der Vereinfachung ohne Guiding hast Du natürlich recht. Soweit es geht versuche ich das auch einzusparen, d.h. bei den Teleobjektiven bis 300 mm hat das immer gut funktioniert. Der CEM60 (ohne Encoder) traue ich ja mit der PEC-Funktion noch einiges zu. 

Gruss Lars
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