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Doppelter Bresser
#1
Guten Tag zusammen,
der Himmel meint es derzeit nicht gut mit uns und zudem werden die Nächte sehr kurz, so dass hier ein wenig Philosophie gestattet ist.

Der doppelte Bresser ist in doppelter Hinsicht doppelt zu sehen, was für ein Wortspiel.Confused
Das erste Doppel ist die Kombination von dem Bresser Refraktor R152/750 und dem neuen Bresser Scientific Explore Okular 20mm mit 100° Gesichtsfeld.

Das zweite Doppel geht dahin, dass Fernrohre fast schon regelmäßig zweimal gebaut werden. Also Auspacken und plug und play ist meiner Erfahrung nach die Ausnahme.
Meistens muss justiert, nach gebessert und herum gefummelt werden bis die Geräte das Tun, was Sie sollen.

So hat auch der Bresser Refraktor seine Geschichte. Mich hat das Teil interessiert, weil es ein Vierlinser ist, relativ kurz baut und damit gerade noch transportabel ist.
Für einen 6Zoll Refraktor sind 10kg Tubusgewicht nicht übertrieben, aber für die dazugehörige Mon2 viel zu viel. Selbst eine GP-DX wäre damit überfordert.
Meine Vixen SXD kommt damit aber ordentlich zurecht, das Einsatzgewicht mit Zenitspiegel und 2“ Okular geht an die 11,5kg.

Die Kombination wird eher selten anzutreffen sein, weil der Bresser ein Einsteigermodell zu günstigem Preis ist. Der anspruchsvolle Beobachter hat hier eine stärkere Montierung im Einsatz aber bestimmt keinen kurzbrennweitigen FH Refraktor darauf gepackt.
Das Schimpfwort „ Blausaumrefraktor“ mit seiner abschreckenden Wirkung baut auch geistige Hürden auf, die ein gutes Selbstbewusstsein des Beobachters verlangt.
Nebenbei bemerkt hält sich der Gelb- und Blausaum gut die Waage, so dass diese Optik gut abgemischt ist.Wink

Ein edler 6“ Zoll Apo ist sicherlich eine andere Liga, die aber auch erst Ihre Objekte brauchen um Glänzen zu können.
Auf dem Dobratsch hatte ich vor Jahren in einem FH Zeiss C 11/750 einen kontrastreicheren M42 gesehen als im APQ 150 der daneben stand. Hier lag der Unterschied in der schlechteren Beblendung des Edelapos.
Letztes Jahr im Sommer konnte ich mit dem Bresser bei bester Durchsicht erstaunliche DeepSky Beobachtung machen, die Öffung und Kontrast ist eben vorhanden.
Bei schwacher Vergrößerung im Feld hat ein Apo so seine Mühe sich zu rechtfertigen, während bei Planetenbeobachtung der Staubdeckel besser auf dem FH bleiben sollte.

Und so verweilte der FH in der Sternwarte im Warten auf seine Sternstunde, die aber anders kam als erwartet. Vermutlich hat der FH Sternchen gesehen, als ich das stehende Teil versehentlich umstieß und es mit lautem Krach auf den Boden schlug.
Bei der nächsten Beobachtung damit war die Abbildung grauslich, schlicht unbrauchbar.
Der K.O. hat die Justage völlig ruiniert. Nicht nur die Zentrierung der Linsenfassung, sondern auch die Gläser zueinander.
Streng genommen, war die Abbildung vorher sagen wir zufriedenstellend für einen Kurzen FH, aber durch das Feld geschwenkt begannen die Sterne wie auf Wellen sich zu bewegen. Die Sterne selber waren für niedrige Vergrößerung in Ordnung und ließen bei höherer Vergrößerung nach, allerdings nahm der Farbfehler im gleichen Maße zu, so dass ca. 80x die sinnvolle Obergrenze war.

Nach dem Unfall aber war das Gerät entweder reif für den Abfall oder aber für eine Sanierung.Sad
Ich entschied mich für Letzteres, weil mein Freund und begnadeter Astrooptiker Peter mir die Möglichkeit bot.
Auf der optischen Bank zeigt sich die „Abscheulichkeit“ im doppelten Durchgang mit doppelten Fehler.
Das vordere Linsenpaar heraus gebaut für sich betrachtet war ebenfalls de justiert, aber der Profiblick von Peter sagte, dass hier Potenzial vorhanden war.
Nach einigen Wochen und genauerer Untersuchung sowie der Justage der vorderen FH Optik 6“ f/8 zeigte diese eine sehr ordentliche Abbildung, die aber von der hinteren Korrekturlinse zunichte gemacht wurde.
Es ist schon verwunderlich, wie diese ca. 70mm großen Linsen so krumm geschliffen werden konnte. So schlecht zu Polieren ist fast schon eine Kunst!
Da das vordere System gut war und keine geeigneten anderen Linsen zur Verfügung standen, biss mein Freund in den sauren Apfel und schliff bzw. polierte die hinteren Linsen neu.Rolleyes

Zwischenzeitlich baute ich Fassung seitlich justierbar um, was am Ende aber vergeblich war. Die Zentrierung wollte sich nicht einstellen und auch 5mm seitliches Verschieben brachte nur eine Verbesserung, jedoch kein Optimum.
Dem Aufgeben nahe, baute Peter die Korrekturlinse 180° verdreht ein und dann passte es.
Unerklärlich, aber egal, es geht!Idea

Die Linsen selber sind nicht richtig rundiert, die Fassungen verdienen kaum den Namen, der Auszug wackelt, aber das System funktioniert nun so gut, dass ein sauberer Stern mit Beugungsring im doppelten Durchgang auf der optischen Bank zu sehen ist, die viel empfindlicher wie unser Nachthimmel reagiert.

Gestern auf dem ITV haben wir uns getroffen und ich packte den Tubus in Uwe´s Passat.
Heute habe ich an meinem Prüflabor, dem vermosten Strombetonmast Probe gesehen, und bin glücklich.
Abgesehen von dem natürlich vorhanden Farbfehler ist die das Bild knackig scharf, richtig gut.

Am Nachthimmel braucht so ein RichField Gerät 2“ Okulare und nicht die 1,25“ Plössl aus dem Lieferumfang um dieser Aufgabe im hohen Maß gerecht zu werden.
Bisher hatte nur das 31mm Nagler eine randscharfe Abbildung bei dem f/5 Gerät hin-bekommen. Zwischenzeitlich gibt es nun die Ethos Reihe oder die Konkurrenz aus dem Osten, die dafür ideal funktionieren sollte.

Der erste Blick durch das 20mm Scientific hat mich begeistert, weil das Einblickerhalten angenehm ist. Verwunderlich dabei ist, dass der Augenabstand immer mit 14,5mm angegeben wird, beim Ethos 15mm, jedoch das gefühlte Einblickerhalten beim 20mm deutlich besser als beim 14mm gleicher Marke ist.

Gerne möchte ich Euch das Gerät mit Blick in die Milchstraße vorstellen, wo es seine Eigenschaften ausspielen kann. Nebenbei können wir den Vergleichstest von Ethos 21mm und SC.-Explore 20mm machen, so ähnlich wie in Interstellarum der Test der 13m/14mm Okulare.

Was braucht es? Endlich gutes Wetter und einen Termin für den Kreuzberg.

Viele Grüße
Ralf


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#2
Hallo Ralf,

na das ist ja mal ne Geschichte, da freu ich mich schon aufs durchsehen.
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

Wer die Freiheit einschränkt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!
Benjamin Franklin
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#3
Hallo Ralf,

sicher ist dieser Bresser-Refraktor eigentlich Einsteiger-Klasse aber da jedes Teleskop seinen Himmel hat, lässt sich dieses auch sinnvoll einsetzen. Es ist auch schön zu hören, dass Du (und Peter) den Refraktor nach dem Unfall wieder zusammenflicken konntest. Das hintere Linsenpaar neu zu polieren - wow. Hattet Ihr eventuell mal einen Gedanken daran verschwendet, das Teil ohne das zweite Linsendublett zu verwenden? Ich glaube mal gelesen zu haben, dass der eigentliche Achromat eine lange Brennweite haben soll und die zusätzlichen Linsen praktisch ein Reducer darstellen. Natürlich würde dann der originale Tubus nicht mehr passen und die SXD genügt dann auch nicht mehr. (Aber Du hast ja noch eine Säule im Garten Big Grin)

PS: Leider haben wir uns gestern nicht nochmal getroffen. So lange wie Du und Uwe zum Mittagstisch nach eigenen Angaben benötigt habt, so lange hat es offensichtlich auch wieder zurück gedauert Wink.
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#4
Herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Operation :-)

Trotzdem bin ich beeindruckt, was Bresser da für eine Mogelpackung verkauft. Ein Gerät dieser Größen- und Gewichtsklasse auf einer windigen MON-3? Und dann noch mit Tunnelblick-Plössls?? Mit einer "krummen" Korrekturlinse???
Keine Empfehlung für die Firma...

Ich bin sehr gespannt, da mal durchzugucken. Die Aussicht auf einen lichtstarker Richfield-Refraktor mit einem extremen Weitwinkel-Okular weckt da gewisse Erwartungen ...
Hoffentlich gibt's demnächst mal brauchbaren Himmel!

Übrigens, was das Okular angeht: In der aktuellen IS bescheinigen die Tester dem Scientific-Okular eine schlechte Eignung für Brillenträger. Wie ist dein Eindruck?

Viele Grüße, W.
Viele Grüße, W.

We shall be restoring normality as soon as we know what is normal anyway. (Douglas Adams)
https://wolfgangs-gartensternwarte.de
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#5
Hallo Ulf,
hoffentlich klappt es bald mal mit dem Beobachten.

@Florian
irgendwie war die Zeit auf dem ITV recht kurz und ich glaube der Weg zum Essen hat schon eine Stunde gedauert weil ich alle 10m einen Bekannten getroffen hatte.
Nach dem Essen kam mein Optiker noch an den Tisch und da wurden die aktuellen Projekte aufgearbeitet.
Aber wie haben ja den Stammtisch für den fränkischen Austausch während das ITV schon ein Nationales Treffen ist.Smile

Der Gedanken den f/5 Refraktor ohne Reducer als FH f/8 Refraktor zu nutzen hatte ich als Notfallösung schon im Sinn, jedoch wird das Teil dadurch nur größer und nicht besser wie im jetzigen Zustand.
So ist es noch als Reisegerät gut einzusetzen und vor Allem das große Feld macht das Teil zur Nischenoptik mit gewissem Reiz.

@Wolfgang
Korrektur, die MON-2 ist ungefähr so tragfähig wie eine GP von Vixen, also nicht völlig unterdimensioniert.
Eine Mon-3 gibt es dort nicht und eine EQ-3 würde womöglich bei dem Gewicht zusammenbrechen.
Es ist leider so, dass alle Hersteller zu kleine Montierungen und auch zu schwache Stative anbieten.
Bis zum kurzen 5" FH oder dem 4" F/10 ist die Montierung gut geeignet.
Zuviel ist der 8" Newton, der 6" f/5 Refraktor und auch der lange 5" FH.
Derzeit gibt es am gesamten Markt keine gute Alternative oder Zwischengröße zwischen der EQ6 oder der G11 hinab zu den vielen GP´s und deren Klonen.

Anderseits bestimmt der Kunde mit dem Wunsch nach großer Optik und knappem Budget den Markt. Ich bin mir sicher, dass eine gute solide Montierung mit entsprechend kleiner Optik für höheren Preis zu wenig Kunden findet.
Denn woanders gibt es doch mehr Öffnung mit ganz viel Vergrößerung usw.
Das Geschäft läuft im großen Stil über immer mehr anonyme Firmen; sogar z.B. einem T-Online Shop.

Wir erfahrenen Beoabachter sehen das natürlich anders, aber wenn Du in der Haut eines Managers stecken würdest mit der Kündigung im Nacken bei fehlenden Umsatzzahlen, wie würdest Du Dich verhalten?

Dann blicken wir mal auf das Preis/Leistungsverhältnis:
Aktuell wollte Peter für einen armen Erzgebirgsbewohner einen 2 Linser mit 160mm Öffnung und Farbreinheit ähnlich einem Zeiss AS herstellen.
Das Budget war 1500,--€; das Objektiv wurde mit einfachen, aber guten Gläseren gerechnet und die Gläser bei OHARA angefragt.
Die Rohgläser kosten 3000,--€!Confused
Das Projekt ist verworfen worden.
Der Bressertubus kostet ca. 600,--€ im Verkauf. Ich schätze den Chinesen wird kaum mehr wie 250,--€ bezahlt werden, weil Zoll, Transport, Umsatzsteuer und Handelspannen oben drauf kommen.
Was für mich das echte Wunder ist, wie es die Chinesen überhaupt schaffen nach Abzug vom Material für geschätzt 50,--€ Arbeitslohn ein komplettes Gerät zu bauen.Sad

Auf den schlechten Korrekturlinsen war am Rand sogar Bleistiftmarkierungen auf beiden Linsen angebracht, die die optimale Stellung der beiden Linsen zueinander markiert hatten. Jedenfalls machte sich ein Chinese vorher die Arbeit das System zu Paaren und durchzusehen.

Bei unseren hohen Ansprüchen hierzulande einerseits, aber anderseits dem Mediamarkt Slogan folgend, wird sich das Glück nicht so häufig einstellen.
Baader sagte mir einmal ganz treffend: You get what you pay for.

Persönlich halte ich die Messier-Serie von Bresser für Einsteiger gut gelungen. Bei deutschen Zeiss Optikern oder High-End Geräte Usern müssen sich natürlich Emotionen auftun..........

Jetzt zu dem Okularthema.
Ich denke, dass weder mit den Ethos noch den Klonen mit Brille angenehm beoachtet werden kann. TeleVue bietet passend zu den Ethos Okularen für Astigmatismus geplagte Beoabachter in 0,25-Dioptrien-Schritten Korrekturlinsen zum Aufstecken an.

Selbst ohne Brille war das Einblickverhalten des 14mm nicht besonders angenehm, hier liegt mir das Ethos 13mm besser.
Das 20mm ist aber vegleichsweise angenehm, wenn auch kein Brillenträgerokular.
Die drei Bresser-Plössls mit einfacher Vergütung sind jedenfalls besser als die Kellner oder Plastikolulare die zum Teil heute noch ausgeliefert werden. z
Z.B. Uwe konnte damit am Mars gut beobachten.
Der F/5 Refraktor stellt hohe Ansprüche an Weitwinkelokulare, die bei den normalen Plössls durch das kleine Feld nicht so auffallen.
Billige Weitwinkelokulare fallen hier am Rand ab und nicht mal ein Nagler 22mm konnte eine gute Randschärfe erreichen.
Die gleiche Herausforderung wie ein f/4 Newton an Okulare stellt.
So braucht es leider teure Okulare um den "billigen" FH richtig genießen zu können.
Vielleicht weigern sich auch die Okulare in den Tubus gesteckt zu werden.Sad
Mal sehenConfused, nein im Ernst kann so eine Beobachtung richtig Spaß machen, wenn nicht darüber nachdenkt durch was man sieht, sondern sich an dem Erfreut was zu sehen ist.

Clear Skys
Ralf
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#6
Hallo,

apropos...

>>>Aber wie haben ja den Stammtisch für den fränkischen Austausch<<<

...es fehlen noch ein paar Anmeldungen. Wink
Astronomische Grüße
Ulf

[Bild: signatur.jpg]

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Benjamin Franklin
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#7
Hallo Ralf,

das hört sich gar nicht gut an, ich kenne das von meiner Barlow die mir mal entglitten ist, möchte mir gar nicht vorstellen wie das bei einem Guggrohr ist.

Ihr scheint es aber wieder gut hinbekommen zu haben, das werde ich mir am Freitag mal genauer ansehen.

Grüsse und biss dann
Christian
Grüsse
Christian
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#8
Hallo Ralf,

im "astro-foren" -Board möchte einer genauere Informationen zu einem Bresser "Farbwerfer"Wink http://www.astro-foren.de/showthread.php...#post48168

Vielleicht kannst du ihm etwas über die Qualität dieser Optik mitteilen. Natürlich ist dein Tubus jetzt nicht mehr der Maßstab. Aber ich denke auch, dass der Refraktor seine Berechtigung auf dem Markt findet. Über die Marke kann ich persönlich zumindest nichts verwerfliches berichten.

Mein 8" f5 Newton ist mit Sicherheit nicht der schlechteste...und die Mon 2 muss sich bestimmt auch ihrer Eigenschaften als ordentliche Montierung nicht schämen.

In diesem Preissegment ist das Equipment gut sortiert und für Einsteiger brauchbar.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#9
Hallo Ralf,

da hab' ich tatsächlich die Bresser-Mon fälschlicherweise auf dem Niveau einer EQ3 gesehen, sorry ;-)

Aber klar, letzlich bestimmt der Kunde durch sein Kaufverhalten, was die Hersteller anbieten. Wenn sich billigere Systeme (als Gegensatz zu "preis-wert" zu verstehen) mit gewissen Kompromissen in der Qualität am Markt besser absetzen lassen, wird ein Anbieter sicherlich darauf reagieren müssen. Ich nehme mich selbst mit meinem Kaufverhalten da nicht aus - wenn es zum gleichen Preis "mehr Öffnung fürs Geld" gibt, werde ich durchaus auch mal schwach (und ärgere mich auch mal, wenn ich statt der erhofften "Golf-Klasse" einen klapprigen Lada erwische..;-)

[Sorry an alle Lada-Fahrer, ist nicht persönlich gemeintWink ]

Viele Grüße, W.
Viele Grüße, W.

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