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Erfahrungsbericht zu ETX90 von Meade
#1
Hallo!
Durch besondere Umstände fiel mir ein ETX90 von Meade in die Hände und konnte es in den letzten Wochen ausgiebig testen. Es handelt sich dabei um ein Mak-System mit einer Öffnung von 90 mm und einer f von 13,8. Das ergibt eine Brennweite von 1.250 mm. Zum Kolliminieren gibt es nichts, es sei denn, man zerlegt das Gerät völlig.
Zunächst fiel mir das einfache Zusammenbauen auf. Das Alu-Dreibein-Stativ ist überraschend stabil und kann mit einer Dosenlibelle, die gleichzeitig einen Kompass beinhaltet rasch ausgerichtet werden. Ob die Plastikschrauben an Stativ und Montierung auch noch nach Jahren die doch heftige mechanische Beanspruchung aushalten ist mir fraglich.

In jedem Fall geht das Alignment im Alt/Az-Modus sehr schnell und präzise von statten. Beim Ausrichten der Montierung auf den Polarstern ist schon etwas mehr Fingerspitzengefühl gefragt. Wenn der ausgesuchte Stern (per Computer oder eigenen Gutdünken) durch den "Finder" zu sehen ist (heller als 2 mag!) geschieht die Prozedur in wenigen Minuten und ist auch für die schwächste Vergrößerung ausreichend, das heißt die eingegebenen Objekte werden fast immer zielsicher eingestellt.
Die Datenbank des Star-Alignment Computers enthält über 40.000 Objekte. Eigene kann man dazu definieren. Allerdings werden wohl die meisten außerhalb der Reichweite der 90mm Öffnung liegen. Erheiternd war für mich die Rubrik "Schwarze Löcher". Ob man die wirklich sehen kann mit einem Teleskop derartiger Größe? Ich gebe zu, ich habe es bislang nicht versucht...

Die mitgelieferten Plössl-Okulare 26 mm und 7 mm geben ein überraschend klares Bild ab, zudem sind beide Okulare homofokal, was Nachfokussieren obsolet macht. Die optimale Schärfe wird erst erreicht, wenn der Mak sich voll an die Umgebungstemperatur angepasst hat. Dann ist fast keine Koma mehr zu sehn, selbst bei hoher Vergrößerung nicht und das Teleskop kann seine optische Fähigkeiten ausspielen. An einem Abend fiel allerdings die Temperatur so schnell, dass die Optik nicht nachkam. Es war keine vernünftige Beobachtung möglich.
Unter dem doch sehr aufgehellten Himmel nahe bei Houston (5 mag Grenzgröße) konnte ich nicht nur helle Sternhaufen und Galaxien finden. Es reichte doch immerhin auch für Messierobjekte wie M81, 82, 87 - letztere bei Halbmond. Bei Jupiter konnte ich neben den beiden Hauptbändern auch den GRF, das dritte nördliche Band und leichte Strukturen innerhalb des Äquatorbandes ausmachen. Bei Saturn fiel mir aufgrund des schlechten Seeings die Trennung der Cassini-Teilung nicht so leicht wie erhofft. Dafür war Titan ohne weiteres zu sehen.

An das Teleskop kann auch eine Kamera angeschlossen und nachgeführt werden. Immerhin kann die Montierung einminütige Bilder mit 130 mm Brennweite blind nachführen (siehe NGC 1499, Summe von 60 Minuten), wenn sie parallaktisch ausgerichtet ist. Auch da war ich positiv überrascht. Selbst in in den Fokus des Mak-Teleskops ist mir mit das Anbringen meiner DSLR mit einer einfachen Schiene möglich gewesen. Allerdings war die Bildebene der DSLR leicht verkippt gegenüber der Bildebene des Teleskops, weil sich die Schiene doch leicht durchbog (Jupitervideo und Mondbild entstanden bei 1.250 mm Brennweite).
Alles in allem war ich zunächst einem 450$-Teleskop gegenüber skeptisch. Wenn ich bedenke, wie schnell das Teil zusammengebaut und man sich mit ihm sicher am Himmel bewegen kann, und dazu, welche Bilder es liefert, so ist das Gerät seinen Preis wirklich wert. Die Ausstattung mit 6xAA-Batterien mag einerseits unpassend wirken, andererseits kann man mit dem Gerät ohne großen Akku-Prassel überall hin - und auch ohne Strom beobachten. Die ganze Plastik-Montierung macht auf mich einen ziespältigen Eindruck. Wird sie auf Dauer halten? Die Optik selbst ist in einem Alu-Gehäuse stabil verpackt.

Auf Dauer wird sich sicherlich die Lust auf mehr einstellen - falls man vom Astro-Bazillus gepackt wird. Jedenfalls konnte ich schon acht Leuten eine naechtliche Fuehrung an Mond, Planeten und DeppSky geben. Jedesmal war ein "Wow" vernehmbar, bei Anblick des einen oder anderen Objektes, das so noch nie gesehen wurde.


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Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#2
Hallo Christoph,
ich sage immer:
"Die Begeisterung und der Spaß an der praktischen Astronomie hängt nicht o von der Größe der Optik ab".

Weiterhin guten Aufenthalt

Gruß aus Deiner Heimat
Ralf
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#3
Hallo Christoph,

viele liebe Grüße über den Teich Smile,

dass du so ein "vollautomatisches Teleskop" ergattern konntest, ist sicher ein Gewinn für dich. Gut, die Öffnung ist nicht riesig, aber mit Goto und Nachführung kann man schon gut eine Größenklasse im visuellen Beobachten gewinnen. Wenn man mal mit einem handnachgeführte Gerät vergleicht.

Toll finde ich, dass du bisher Unbedarften einen Blick zum Himmel gewährst und sie damit vielleicht zum schönsten Hobby der Welt führst. Die Mechanik ist am ETX sicher der Schwachpunkt. Dazu kommt eventuell noch das Stativ auf dem das Teleskop betrieben wird. Für unterwegs könnte es aber die ideale Optik sein. Frank besitzt ja einen 128er Celestron MAK. Der hat auch eine knackscharfe Optik und ist vom Preis-Leistungsverhältnis beinahe ungschlagbar.

Ich wünsche dir natürlich mit dem kleinen Meade viele herrliche Stunden unter dem Himmel Amerikas und freue mich auf weitere Berichte über die Ergebnisse mit dem kleinen 90er.
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#4
Hallo!
Ja, wichtig ist nicht so sehr die Groesse des Teleskops; wichtiger ist die Begeisterung die man erfaehrt und die ist auch vermittelbar an andere. Und wenn dann drei Leute aus dem Haeuschen sind, weil sie das erste Mal Jupiter oder Saturn sehen, dann ist das einfach super.

Das Teleskop ist leider nicht das Meinige. Es wurde hier fuer das Haus angeschafft, in dem ich fuer einige Zeit lebe und meine geistlichen "Hausaufgaben" mache. Ich habe mit meinen Bildern den Leiter der Einrichtung einfach so fasziniert, dass er meinte, sie braeuchten ein solches Geraet nicht nur fuer mich, sondern auch fuer andere Gaeste.

Anbei noch eine verbesserte Version des California-Nebels, das mir mit 130 mm Tele gelungen ist. Als ich es heute als Foto ausgedruckt sah, dachte ich mir, ich muss es noch ins Forum stellen. Es kommen nicht nur die roten Nebelteile gut raus, es sind auch die schwaecheren Staub-Nebel zu sehen. Richtig schade, dass ich nicht meine CCD dabei habe und nur mit einer Digiknipse arbeiten kann. Aber das waere wohl der volle Overload fuer das ETX.


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Viele Grüße
Christoph

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