30.01.2011, 14:27
Endlich hat mal wieder ein kleines Beobachtungstreffen! Mit von der Partie waren Rainer (der seinen Sohn zur Verstärung dabei hatte ;-) Marc und Werner. Rainer hatte seinen Meade-Refraktor dabei, Frank und Mark ihren 6" Dobson mit Tisch-Montierung, für den sich in der Unterstellhütte am Beobachtungsplatz praktischerweise ein passender Tisch fand. Es war mit rund -5 Grad recht kalt, es lag Schnee, aber immerhin war es ziemlich windstill.
Leider ist's mir vor ein paar Tagen mal gräßlich ins Kreuz gefahren, so dass ich gerade etwas bucklig und steif durch die Gegend schlurche - keine gute Voraussetzung, um einen 10"Dobson herumzuwuchten und zu bedienen. Daher hatte ich diesmal den ED 80/600 auf einer Alt-Az-Montierung dabei (für das Dobson-Feeling am Refraktor ;-), außerdem war noch die Celestron CAM und der 6" Mak im Gepäck.
Kampf mit der CAM
Leider benahm sich die CAM sehr merkwürdig. Bei einem Solar "System Alignment" fuhr die Montierung Richtung Jupiter... verlangsamte... fuhr weiter... weiter... bis auf Maulwurfshaufen-Höhe, wo ich dann abgebrochen habe. Vermutlich verursachte die Kälte und der schon etwas schwache Akku die Verwirrung. Nach mehreren Versuchen steuerte ich Jupiter schließlich manuell an.
Jupiter
Bei durchschnittlichen Seeing war einige Bänder zu erkennen. Das SEB ist noch nicht da, allerdings war ein dünneres, schwächeres Band in diesem Bereich gerade so zu erkennen. Gegen 18.45 war zu beobachten, wie sich der Mond Europa hinter den Planeten schob und verschwand. Sehr schön war das Bild in Rainers Refraktor mit einem 5mm-Okular zu sehen. Jupiter stand dann schon ziemlich tief, und ich habe die Beobachtung abgebrochen. Stattdessen kam die DSLR mit einem Zoomobjektiv für einige Sternfeldaufnahmen auf die Montierung.
Deep Sky mit 80mm
Vielleicht liegt es ja daran, dass ich sehr lang im engen Gesichtsfeld eines f/10 SC "gelebt" habe - aber Weitfeldbeobachtungen faszinieren mich sehr. Der ED 80 bekam dafür einen 2" Zenitspiegel und das 26mm Meade QX verpasst, was ein Gesichtfeld von fast drei Grad ergibt. Während es zunehmend dunkel - *richtig* dunkel - wurde, ging es auf eine genüßliche Tour durch den Winterhimmel. Nach der langen Beobachtungspause waren natürlich die "Winter-Highlights" an der Reihe.
Orionnebel/M42 & co.
Zeigt schon Zeichnung und struktur, auch bei der geringen Vergrößerung ist das Trapez zu sehen. Allerdings fehlt noch etwas Kontrast, es ist noch etwas hell.
M 78
Der Reflexionsebel am Orion ist schnell gefunden, bleibt aber ein unscheinbares Nebelchen ohne Struktur.
M 45 Plejaden
Der offene Sternhaufen passt in das Gesichtsfeld. Feine Sternpunkte, sehr hell, stellenweise sind die Reflexionsnebel als mattes Schimmern zu erkennen.
M 44 Krippe
Die Krippe ist bereits mit bloßem Auge deutlich am Nachthimmel zu sehen. Im 26mm-Okular eine recht weit gestreute Ansammlung heller Sterne; es braucht nicht viel Fantasie, um den englischen Namen "Beehive Cluster (Bienenstock) nachzuvollziehen und die herumschwirrenden "Bienen" zu sehen...;-)
M 1 Krebsnebel
Der Supernova-Überrest am Stier ist im 26mm ein winziges, ovales Fleckchen in einem Meer von Sternen. Bei höherer Vergrößerung (75x mit Hyperion Zoom) hebt sich die Kontur deutlich vom Hintergrund ab. Eine höhere Vergrößerung bei 100x verbessert die Wahrnehmung nicht.
H und Chi Persei: Beide Haufen stehen mit fein aufgelösten Sternen mit viel "Platz" außenrum im Okular. Im weiten Gesichtsfeld hebt sich die dichte Konzentration sehr schön von der sternärmeren Umgebung ab.
Die Fuhrmann-Sternhaufen M36,37,38
Die Sternhaufen stehen als kleine, in winzige Punkte aufgelöste Fleckchen im Okular und heben sich deutlich vom tiefschwarzen Hintergund ab. Im Weitfeld ein wunderschöner Anblick.
Mittlerweile ist es sehr dunkel. Am Südhorizont sind die Sterne bis hinunter zum Horizont zu sehen, einzele blitzen sogar durch die Baumwipfel hindurch. Wahnsinn! Die Sternbilder unterhalb des Orion sind ungewohnt deutlich auszumachen, und der tiefstehende Sirius hängt wie ein Scheinwerfer am Himmel. Richtung osten und Westen ist der Horizont etwas mehr aufgehellt. Leider fahren jetzt doch öfter mal ein paar Autos durch.
M 41
Premiere: Den hatte ich vorher noch nie gesehen (danke, Marc und Werner!) Ein offener, recht ausgedehnter Sternhaufen unterhalb des Sirius, einer der am weitesten entfernten Sternhaufen des Winterhimmels.
M 81 und 82
Galaxien mit 80mm? Nachdem Mark und Frank in ihrem 6" Dobson bereits das Galaxienpaar M81/82 mit schönen Details beobachten, schwenke ich auch mal meinen kleinen Refraktor dorthin. Und da sind sie schon, klar erkennbar: M 81 als runde, ovale Struktur, M 82 mit einer scharf begrenzten Kante in einem weiten Sternfeld. Auch bei 75x treten die Konturen deutlich hervor.
Andromeda-Galaxie M 31
Auch hier sehe ich deutlich mehr als erwartet. Der Kern schimmert hell, der schwächere Bereich zieht sich weit durch das Gesichtsfeld und ist ungewohnt deutlich vom Hintergrund abgegrenzt. Und das bei dem kleinen Instrument! Was würde hier erst der 10" Dobson zeigen...
Zurück zum Orion-Nebel.
Ein "schau dir DAS an!" vom 6"-Tischdobson. Ich schaue auch mal durch und glaube kaum, was ich sehe: Der Orionnebel mit einer Fülle von Details. Zurück an den ED 80: Was für ein Bild! Ein großer Teil des Gesichtsfelds ist ausgefüllt von dieser Nebelstruktur. Auch hier scheint der Nebel ungewohnt deutlich vom Hintergrund abgegrenzt. Die Ausläufer lassen sich verfolgen und lassen schlieren- und schleierartige Strukturen erkennen. Der zentrale Bereich strahlt hell über den Nebel, und im 26mm kann ich das Trapez als vier winzige Pünktchen sehen. Zwischen dem großen (M42) und dem kleinen Orionnebel (M 43) liegt ein dunkler Bereich, der kleine Orionnebel zeigt sich als Nebelregion mit einem strahlen hellen Stern im Zentrum, deren Helligkeit nach außen hin abnimmt. Ich kann mich kaum sattsehen an dieser Pracht. Keine Ahnung, wie lange ich dann durch diese Nebelregion gesurft bin...
...aber dann war es Zeit: Füße kalt, der Akkus an Montierung und Kamara (die die ganze Zeit lang aufgenommen hatte) leer, und die Kälte kriecht langsam unter die Jacke. Ich packe meine Sachen mit klammen Fingern wieder ins Auto und fahre heim mit dem Gefühl, einen ganz besonderen Beobachtungsabend erlebt zu haben, an den ich mich noch länger gerne erinnern werde.
Viele Grüße, W.
[Edit: Namen korrigiert, sorry...]
Leider ist's mir vor ein paar Tagen mal gräßlich ins Kreuz gefahren, so dass ich gerade etwas bucklig und steif durch die Gegend schlurche - keine gute Voraussetzung, um einen 10"Dobson herumzuwuchten und zu bedienen. Daher hatte ich diesmal den ED 80/600 auf einer Alt-Az-Montierung dabei (für das Dobson-Feeling am Refraktor ;-), außerdem war noch die Celestron CAM und der 6" Mak im Gepäck.
Kampf mit der CAM
Leider benahm sich die CAM sehr merkwürdig. Bei einem Solar "System Alignment" fuhr die Montierung Richtung Jupiter... verlangsamte... fuhr weiter... weiter... bis auf Maulwurfshaufen-Höhe, wo ich dann abgebrochen habe. Vermutlich verursachte die Kälte und der schon etwas schwache Akku die Verwirrung. Nach mehreren Versuchen steuerte ich Jupiter schließlich manuell an.
Jupiter
Bei durchschnittlichen Seeing war einige Bänder zu erkennen. Das SEB ist noch nicht da, allerdings war ein dünneres, schwächeres Band in diesem Bereich gerade so zu erkennen. Gegen 18.45 war zu beobachten, wie sich der Mond Europa hinter den Planeten schob und verschwand. Sehr schön war das Bild in Rainers Refraktor mit einem 5mm-Okular zu sehen. Jupiter stand dann schon ziemlich tief, und ich habe die Beobachtung abgebrochen. Stattdessen kam die DSLR mit einem Zoomobjektiv für einige Sternfeldaufnahmen auf die Montierung.
Deep Sky mit 80mm
Vielleicht liegt es ja daran, dass ich sehr lang im engen Gesichtsfeld eines f/10 SC "gelebt" habe - aber Weitfeldbeobachtungen faszinieren mich sehr. Der ED 80 bekam dafür einen 2" Zenitspiegel und das 26mm Meade QX verpasst, was ein Gesichtfeld von fast drei Grad ergibt. Während es zunehmend dunkel - *richtig* dunkel - wurde, ging es auf eine genüßliche Tour durch den Winterhimmel. Nach der langen Beobachtungspause waren natürlich die "Winter-Highlights" an der Reihe.
Orionnebel/M42 & co.
Zeigt schon Zeichnung und struktur, auch bei der geringen Vergrößerung ist das Trapez zu sehen. Allerdings fehlt noch etwas Kontrast, es ist noch etwas hell.
M 78
Der Reflexionsebel am Orion ist schnell gefunden, bleibt aber ein unscheinbares Nebelchen ohne Struktur.
M 45 Plejaden
Der offene Sternhaufen passt in das Gesichtsfeld. Feine Sternpunkte, sehr hell, stellenweise sind die Reflexionsnebel als mattes Schimmern zu erkennen.
M 44 Krippe
Die Krippe ist bereits mit bloßem Auge deutlich am Nachthimmel zu sehen. Im 26mm-Okular eine recht weit gestreute Ansammlung heller Sterne; es braucht nicht viel Fantasie, um den englischen Namen "Beehive Cluster (Bienenstock) nachzuvollziehen und die herumschwirrenden "Bienen" zu sehen...;-)
M 1 Krebsnebel
Der Supernova-Überrest am Stier ist im 26mm ein winziges, ovales Fleckchen in einem Meer von Sternen. Bei höherer Vergrößerung (75x mit Hyperion Zoom) hebt sich die Kontur deutlich vom Hintergrund ab. Eine höhere Vergrößerung bei 100x verbessert die Wahrnehmung nicht.
H und Chi Persei: Beide Haufen stehen mit fein aufgelösten Sternen mit viel "Platz" außenrum im Okular. Im weiten Gesichtsfeld hebt sich die dichte Konzentration sehr schön von der sternärmeren Umgebung ab.
Die Fuhrmann-Sternhaufen M36,37,38
Die Sternhaufen stehen als kleine, in winzige Punkte aufgelöste Fleckchen im Okular und heben sich deutlich vom tiefschwarzen Hintergund ab. Im Weitfeld ein wunderschöner Anblick.
Mittlerweile ist es sehr dunkel. Am Südhorizont sind die Sterne bis hinunter zum Horizont zu sehen, einzele blitzen sogar durch die Baumwipfel hindurch. Wahnsinn! Die Sternbilder unterhalb des Orion sind ungewohnt deutlich auszumachen, und der tiefstehende Sirius hängt wie ein Scheinwerfer am Himmel. Richtung osten und Westen ist der Horizont etwas mehr aufgehellt. Leider fahren jetzt doch öfter mal ein paar Autos durch.
M 41
Premiere: Den hatte ich vorher noch nie gesehen (danke, Marc und Werner!) Ein offener, recht ausgedehnter Sternhaufen unterhalb des Sirius, einer der am weitesten entfernten Sternhaufen des Winterhimmels.
M 81 und 82
Galaxien mit 80mm? Nachdem Mark und Frank in ihrem 6" Dobson bereits das Galaxienpaar M81/82 mit schönen Details beobachten, schwenke ich auch mal meinen kleinen Refraktor dorthin. Und da sind sie schon, klar erkennbar: M 81 als runde, ovale Struktur, M 82 mit einer scharf begrenzten Kante in einem weiten Sternfeld. Auch bei 75x treten die Konturen deutlich hervor.
Andromeda-Galaxie M 31
Auch hier sehe ich deutlich mehr als erwartet. Der Kern schimmert hell, der schwächere Bereich zieht sich weit durch das Gesichtsfeld und ist ungewohnt deutlich vom Hintergrund abgegrenzt. Und das bei dem kleinen Instrument! Was würde hier erst der 10" Dobson zeigen...
Zurück zum Orion-Nebel.
Ein "schau dir DAS an!" vom 6"-Tischdobson. Ich schaue auch mal durch und glaube kaum, was ich sehe: Der Orionnebel mit einer Fülle von Details. Zurück an den ED 80: Was für ein Bild! Ein großer Teil des Gesichtsfelds ist ausgefüllt von dieser Nebelstruktur. Auch hier scheint der Nebel ungewohnt deutlich vom Hintergrund abgegrenzt. Die Ausläufer lassen sich verfolgen und lassen schlieren- und schleierartige Strukturen erkennen. Der zentrale Bereich strahlt hell über den Nebel, und im 26mm kann ich das Trapez als vier winzige Pünktchen sehen. Zwischen dem großen (M42) und dem kleinen Orionnebel (M 43) liegt ein dunkler Bereich, der kleine Orionnebel zeigt sich als Nebelregion mit einem strahlen hellen Stern im Zentrum, deren Helligkeit nach außen hin abnimmt. Ich kann mich kaum sattsehen an dieser Pracht. Keine Ahnung, wie lange ich dann durch diese Nebelregion gesurft bin...
...aber dann war es Zeit: Füße kalt, der Akkus an Montierung und Kamara (die die ganze Zeit lang aufgenommen hatte) leer, und die Kälte kriecht langsam unter die Jacke. Ich packe meine Sachen mit klammen Fingern wieder ins Auto und fahre heim mit dem Gefühl, einen ganz besonderen Beobachtungsabend erlebt zu haben, an den ich mich noch länger gerne erinnern werde.
Viele Grüße, W.
[Edit: Namen korrigiert, sorry...]
Viele Grüße, W.
We shall be restoring normality as soon as we know what is normal anyway. (Douglas Adams)
https://wolfgangs-gartensternwarte.de
We shall be restoring normality as soon as we know what is normal anyway. (Douglas Adams)
https://wolfgangs-gartensternwarte.de