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Ganz nah dran
#1
BB vom 12. auf 13.01.2013

Hallo,

...noch etwas weiter nach rechts oder ist es schon zu weit? Die drei schwachen Feldsternchen die ein Dreieck bilden sollen als Aufsuchhilfe dienen, aber ich kann bestenfalls nur zwei sehen. Noch mal von vorne...
So geht es schon seit einer Stunde. Immer wieder suche ich das sicher lokalisierte Zielgebiet ab um den Quasar zu erwischen. Nach immer wieder erneuten Abgleich mit dem Bild bin ich mir über die Position im Okular sicher als ich an der Stelle ein bis zwei schwache Lichtfünkchen von rund 15 mag sehe. Von den beiden muß einer der Quasar sein.
Es ist nicht irgendein Quasar, sondern mit APM 08279+5255 handelt es sich mit einer Rotverschiebung von z = 3,911 und einer Wahnsinns Entfernung von fast 12 Milliarden Lichtjahren! um das weitest entfernte Objekt das mit Amateurmitteln erreichbar ist. Mit einer Helligkeit von 15,2 mag müsste das unter guten Vorraussetztungen machbar sein.

Ja Leute mich hat der Entfernungswahn wieder im GriffBig Grin Vorgenommen hatte ich mir das schon letztes Jahr im Herbst, aber jetzt steht das Gbiet in Uma nachts fast im Zenit. Unter dunkleren Himmel hätte ich ihn anhand der dann besser besichtbaren Feldsternchen sicher lokaliseren können. Ich glaube aber schon, dass ich ihn unbewust gesichtet habe. Eine Nachbeobachtung unter besseren Bedingungen könnte dann zur Gewissheit werden den mit meinen Mitteln tiefsten Blick in den Kosmos geworfen zu haben.Daumen hoch Das war für diese Nacht der Beobachtungsschwerpunkt, wenn er auch die Sichtung noch nicht gesichert ist, ich doch zuversichtlich daß es noch klappt.

Mit dem Quasar PKS 0716+714 bzw. 0716+71 vom Herbst letzten Jahres hatte ich kein Problem und konnte ihn noch überraschend gut im 14" Dobson im 9 mm Sciencetific Okular ausmachen. Er hat aber schon sehr an Helligkeit verloren.

Noch vor der Quasarbeobachtung machte ich mich zu Beginn mit dem 15 x 70 Fernglas auf der Suche nach den beiden Kleinplaneten Vesta im Stier nahe Aldebaran und Ceres nahe beta Tauri. Es war gar nicht so einfach die beiden sicher zu lokalisieren, hab sie dann aber doch erwischt und versuche bei nächster Gelegenheit ihre Weiterbeweung zu verfolgen. Hab sie in früheren Jahren auch schon verfolgt und mit Analog Kamera dokumentiert.

Heute nacht bei guter Durchsicht nahm ich mir dann zu zweiten mal den Planetaren Nebel NGC 1514 aus dem Stropek Katalog vor. Ein heller Zentralstern wird von einem recht großen und relativ hellen kreisrunden Nebel eingehüllt. Erinnert am Eskimonebel aber ist nicht so hell und Strukturen konnte ich nach einiger Zeit bei indirekten Sehen erkennen. Interessant, hatte ihn nur seltsammerweise nie beachtet. Aber das ist das schöne an der Sache, daß man trotz über zwei Jahrzehnte Beobachtung doch immer wieder über was neues oder altes stolpert.Sleepy

Zwischendurch zur Auflockerung Jupiter, gab aber in dieser Nacht zumindest bei mir im Garten bei mäßigen Seeing nicht zu viel her. Das Gebiet des GRF konnte ich aber erkennen. Trotzdem ein schöner Anblick im Bino.
So auch der Orionnebel mit seiner Huygensregion und den Trapezstern mit den Komponenten E u. F und ansatztweise der "Running men" unterhalb des Orionnebelkoplex im Bino. Immer wieder schön und ästhetisch.

Gewissermaßen zur Entspannung die Klassiker M81 82 im 9 mm Explorere Oku als auch im Bino und auch als Test für die Durchsicht dieser Nacht machten einen guten Eindruck. Vor allem das Staubband in M82 sah gut aus.

M51 war aufgrund der noch niedrigen Höhe über Horizont noch nicht so umwerfend, aber wie wir ja alle wissen hat sie unter guten Bedingungen allerhand drauf. Zum Abschluß schnell noch M3. Einfach wunderbar die vielen nadelscharfen Sterne im ausgekühlten Dobson anzusehen.

Das war so zusagen nach langer Schlechtwetterzwangspause der Deep Sky Start für das neue Jahr und hoffe auf noch mehr.

Gruß PhilippShy
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#2
Hallo Philipp!
Super! APM 08279+5255 wuerde ich auch gerne mal sehen. Aber der liegt ausserhalb meines 10"-Eimers. Deshalb Daumen hoch fuer Dich! Das Teilchen ueberhaupt raus zu fieseln aus den vielen Sternen ist sicher nicht einfach.
Ich begnuegte mich visuell mit PKS 0716+714 als er noch im vollen Ausbruch war. Auch immerhin schlappe 3,7 Milliarden Lichtjahre weg. Tongue Wie hell schaetzt Du ihn zur Zeit ein? Hat er noch 14 mag? So viel hatte er um die Jahreswende, als ich ihn das letzte Mal fotografierte.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#3
Hallo Philipp,

KLASSE!
Gratulation zur Sichtung. Muß ich mal mit Uwe und Frank im Ulugh Beg versuchen, der sollte ihn schon knacken. Ich selbst werde ihn wohl nicht zu Gesicht bekommen, dazu, so habe ich des öfteren fesrgestellt, sind meine Augen nicht mehr gut genug.

Aber immerhin: die Beobachtungssaison beginnt endlich nach einer sehr langen Schlechtwetterphase!

Gruß
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#4
Hallo Philipp,

ein faszinierender Bericht - unvorstellbar, diese Entfernung!! Vielleicht werden wir jetzt für die Durststrecke belohnt und können für uns selbst wieder Erfolge feiern.

Ich drück dir ganz fest die Daumen, dass es mit der Sichtung dieses Quasars klappt.

Für Frank und mich war gestern der erste Kleinplanet im Visier. Da kribbelt es förmlich im Bauch Smile
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#5
Hallo Philipp,

12 Milliarden Lichtjahre!!! Das ist ja Wahnsinn!

Deinen Beobachtungsbericht habe ich gerade förmlich aufgesogen. Super!!! Ich drück dir auch ganz feste die Daumen das es mit einer weiteren Sichtung nochmals bestätigt.

Grüsse
Christian
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#6
Hallo Philipp,

einfach famos! Daumen hoch

Da mich gerade auch Quasare aufgrund ihrer Entfernung und ureigensten Eigenschaften sehr faszinieren folgende Fragen:

1. Mit welcher Optik hast Du die Quasarbeobachtungen angestellt?
2. Wie lokalisierst Du sie?
3. Gibt es irgendwelche Hilfsmittel zur Bestimmung derer Entfernuingen? (das AddOn in Sterllarium zeigt nur die Rotverschiebung an, kann man daraus etwas ableiten?

VG,
Ralf
Clear skies,
Ralf

Website: sternenalbum.de
Loc: 48°20'44''N 11°55'24''E
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#7
Hallo zusammen,

vielen Dank für die positiven Rückmeldungen. Das motiviert natürlich zum weiteren beobachten und schreiben.

Christoph: So habe ich die Helligkeit auch geschätzt 14 eher 14,5 mag. Ich konnte ihn jedenfalls bei direkten sehen halten. Für das 15 mag Sternchen in der spitzen Dreiecksformation musste ich mich schon deutlicher anstrengen.

Winfried: Vielleicht klappt es unter idealen Bedingungen doch noch oder im großen 24"er von Frank. Da muß es auf jedenfall gehen.

Uwe und Christian: Ich hoffe auch daß ich die Sichtung noch absichern kann. Dazu bedarf es meistens zwei bis drei Anläufe. So war es bis jetzt jedenfalls immer. Quasarbeobachtung ist ein anstrengendes Geduldsspiel. 14" Öffnung ist meines Erachtens schon das Minimum für visuelle Beobachtung, mit einigen Ausnahmen hellerer Exemplare. Ja das Bewustsein Licht aus so ungeheuerer Entfernung von der Frühzeit des Kosmos noch wahrzunehmen
macht die eigentliche Fastzination bei der Quasarbeobachtung aus. Objektiv betrachtet sieht man meistens ja nur ein erbärmlich schwaches Lichtfünkchen und das oft nach Quälerei am Okular.

Ralf: Ich beobachte mit 14" Dobson per Starhopping und quasi mit Handbetrieb.
Mithilfe von Aufnahmen als Aufsuchkarten für die unmittelbare Umgebung und selbst erstellten Karten von The Sky 5.0 für die Ansteuerung ins Zielgebiet. Ich suche einen Startstern zeichne den Weg per Stift in die Karte ein und los gehts per Starhopping, um mich dann systematisch ran zutasten. Ist die Umgebung sicher indendifiziert, wird es ernst. Dann muß hoch vergrößert werden ohne die Orientierung zu verlieren und immer schön gefühlvoll per Hand nach schieben. Dabei immer wieder Abgleich mit der Aufsuchkarte. So habe ich in den letzten zwei Jahren sechs oder sieben Quasare "festgenagelt"

Es gibt verschiedene Seiten über Quasare mit Beschreibung und Angaben von Rotverschiebung und ihrer Entfernung. Es gibt Poss Bilder die zu den QS gemacht wurden. Die Poss Bilder bilden natürlich nur einen winzigen Ausschnitt, und anhand der Koordinaten lässt sich das Zielgebiet lokaliseren. Es beginnt also erst mal mit der Schreibtischastronomie.

Gruß PhilippSmile
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#8
Hallo Philipp,

und dann kann es sein, dass in den Poss-Aufnahmen Sterne, die visuell einfacher sind, auf Grund ihrer Farbe schlecht herauskommen und umgekehrt. Das hatten wir schon mehrfach bei Bernard am 24"er.

Da müht man sich ab und findet einfach kaum die richtige Konstellation. Je nach dem in welche Richtung die Kamera empfindlich aufgenommen hat.

Aber gut, ich selbst habe auch schon ein paar Quasare zu Gesicht bekommen und die Faszination ist ungebrochen! Die Motivation natürlich ebenso.

Das Gänsehautfeeling ist unbeschreiblich. So wie bei Pluto oder gestern dem ersten Kleinplaneten. Man freut sich einfach gewaltig. Und wenn man dann die Freude mit einem Mitstreiter noch teilen kann um so besser!
the sky is the limit

Gruß Uwe

"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"

http://www.the-night-black-white.de
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#9
Hallo Phillip.

schön zu hören, dass dich dein Fieber nicht los lässt, immer weiter ins All vorzudringen mit deinen mitteln.
Ich finde das super Daumen hoch
Gruß Karsten
________________________________________
GSO 12" f/5 Dobson 300/1500mm
ED80 80/560mm auf Meade LXD75 Montierung
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#10
Hallo!
Aufgrund eines Leserbriefes in SuW 1/2013 noch eine Anmerkung zu den Entfernungen von QSO's.
Eigentlich verlieren Entfernungs-Angaben spaetestens bei einer Rotverschiebung von z=1 ihren herkoemmlichen Sinn. Bei APM 08279 meint ja die z=3,911, dass das Licht vor 11,7 Mrd. Jahren ausgesandt wurde. In einer Entfernung von 11,7 Mrd Lichtjahren ist dieses Objekt in jedem Falle nicht mehr und war es auch damals nicht, als es sein Licht aussandte. Was heute (jetzt!) dort ist, das koennen wir ja erst wieder in 11,7 Mrd. Jahren sehen. Sicher etwas anderes, wahrscheinlich sehr viel von "nichts".
Falls es ein Nachfolgeobjekt von APM 08729 immer noch geben sollte, zB. eine Galaxie, dann ist sie mittlerweile fast 23 Mrd. Lichtjahre von uns entfernt, weil sich ja auch (oder vor allem!) der Raum seither ausgedehnt hat.
Edward Wright hat dazu ein schoenes Java-Applet geschrieben, mit dem man das durchspielen kann:
http://www.astro.ucla.edu/~wright/CosmoCalc.html
Ich gebe ehrlich zu, dass ich mich auch nicht immer an diese relativistischen Differenzierungen halte und die Entfernungen nach dem Zeitpunkt des ausgesandten Lichtes angebe, was aber sicherlich falsch ist fuer eine groessere Rotverschiebung.
Viele Grüße
Christoph

https://www.klostersternwarte.de
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#11
Hallo Christoph,

stimmt!
Gehe ich einmal einfach davon aus, das alles sich ausdehnt und wir in Richtung des Punktes beobachten würden, von dem aus der Urknall begann, dann hätten wir ja genau die Zeit, die bislang vergangen ist.
Da sich aber alles in alle Richtungen hin ausbreitet, könnte (und müsste) die wahre Entfernung ja weitaus größer sein, sollte sich das beobachtete Objekt von uns wegbewegen.

Zur "Lichtzeit" käme ja dann auch noch die Winkelkomponente hinzu, in der sich das Objekt von unserem Standpunkt aus wegbewegt.
Von daher glaube ich nicht unbedingt an solche angegebenen Entfernungsdaten, schon aus dem Grunde heraus, daß die Entfernungsangaben von "nahen" Galaxien (40 Mio. LJ z.B.) oder schon von Objekten in unserer eigenen Milchstraße sich extrem auseinanderbewegen. Da liest man mal das und mal was ganz anderes...
Eben: ...ich weiß, daß ich nichts weiß...

Beste Grüße
Winfried
Wenn filmen so einfach wäre, dann hieße es "RTL"
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#12
Hallo,

ich glaube auch, dass sich seitdem der QS oder Galaxie in dieser langen Zeit verändert hat, aber sie gibt es bestimmt noch. Vielleicht nun mehr mit Sternen älteren Entwicklungsstadiums je nach Ausgangsmasse. Wahrscheinlich gibt es mittlerweile überwiegend rote Zwerge, braune Zwerge, Neutronensterne und natürlich schwarze Löcher. Das Gas ist für neue Sternentstehung weitgehend aufgebraucht. Vielleicht noch einige Starburstereignisse durch nähere Nachbargalaxien. Die imense Helligkeit aus der Jugenzeit hat sie denke ich nicht mehr. Galaxien halten durch ihre Schwerkraft wesentlich länger zusammen. Große Glx verleiben sich immer mehr kleinere Glx ein und wachsen so zu riesigen eleptischen Monstergalaxien heran. Da gibt es einige Exemplare mit Durchmessern von 2...3 Mio Lj! NGC 6166 in Abell 2199 (Herkules) mit ihren zahlreichen Begleitglx
wird als so ein riesiges Teil beschrieben. Ich habe diese 550 Mio Lj entfernte 11,8 mag Glx schon einigemale beobachtet.
Vieleicht ist dieser QS in dieser langen Zeit auch zu so etwas geworden.

Die Entfernungsangaben anhand der Rotverschiebung werden aber trotzdem in den Forschungsberichten immer wieder so angegeben. Ich bin mir jetzt auch nicht so sicher mit der Vorstellung, dass durch die Expansion des Raumes quasi eine doppelte Entfernung von rund 23 Mrd Lj zustande kommt. Solche Entfernungen werden eigentlich nicht angegeben.
Die Rotverschiebung und die mittlere Hubblekonstante von rund 70 Km/sec pro Mps ergeben solche Entfernungen. Natürlich sind Unsicherheiten enthalten und eine wirklich exakte Entfernungsbestimmung gibt es immer noch nicht, aber so in der Ecke müsste es schon liegen.

Ich habe aber andererseits in Wikipedia gelesen, das das Weltall einen Durchmesser von rund 70 Mrd Lj haben soll. Hab aber den Denkansatz dass zu diesm Ergebniss führt nicht so recht verstanden.

Egal ob 11,9 oder 23 Mrd Lj, solche Zeiträume und Entfernungungen sprengen jegliches menschliches Vorstellungsvermögen. Es sind aber interessante und anregende Überlegungen bzw. Gesprächsstoff die zu einem guten Glas Wein passen. Vielleicht werden die Entfernungen nach einigen Gläschen dadurch auch doppeltWink
Wäre auch ein gutes Thema bei unseren Stammtisch

Gruß PhilippShy

Gruß Philipp
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