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StellarVue SVX127D versus TS125
#1
Hallo Apointeressierte,
bei diesem Vergleich geht es um zwei Geräte, welche im Grunde „Zwillinge“ sind.
   
Der StellarVue SVX127D mit 127mm Öffnung und 1016mm Brennweite
   
https://www.stellarvue.com/stellarvue-do...o-svx127d/
im Vergleich
mit dem TS-Optics Doublet SD-Apo 125 mm f/7,8 - FPL53 / Lanthan Objektiv
   
Preislich liegt der StellarVue bis Er hier in Deutschland die Fracht, Zoll und Umsatzsteuer hinter sich gebracht hat, etwa bei 4000,--€. Also gut Faktor 2,5x teuer als das TS Modell.
Es ist offensichtlich, dass der Rohrtubus aus der gleichen chinesischen Fabrik stammt. Unterschiede sind hier in Details, wie die dicken Rohrschellen und Verlängerungshülsen Made in USA , einem 3“ Auszug beim StellarVue zum 2,5“ Auszug beim TS sowie der Gestaltung der Vorderseite der Taukappe.
Die Fassungen sind auf den ersten Blick identisch vom Aussehen.
Den TS habe ich bei 532nm Interferometrisch gemessen mit Ergebnis Strehl 98,5. Der StellarVue lag mit knapp 98 nur geringfügig dahinter. Von daher sehr gut vergleichbar was die Korrektur in „Grün“ angeht.
Beim StellarVue SVX127D liegt zusätzlich ein Hersteller-Protokoll gemessen in „Rot“ bei 633nm vor, mit einem Strehlwert von 0,99. Darüber hatte ich hier schon geschrieben, ebenso wie den sichtbaren Ringzonen und deutlich sichtbaren Effekten am künstlichen Stern, welche auf der optischen Bank durch den doppelten Durchgang gegen den Planspiegel um Faktor 2 verstärkt gezeigt werden.
Erst jetzt scheint das im Bewusstsein der amerikanischen „Refraktor Communty“ angekommen zu sein, nachdem ein DPAC Test eines 180mm StellarVue Apos veröffentlicht wurde, welcher wenig schmeichelhaft für StellarVue war und eine Welle der Entrüstung nach sich zog:
Bei dem in den USA gemessenen Apo muss allerdings etwas Gravierendes im Herstellungsprozess schief gelaufen sein, weil die Abweichungen der Ergebnisse von Rot bis Blau viel größer sind, als zu erwarten wäre.
Bei dem mir vorliegenden Exemplar SVX127D ist der Strehlwertunterschied von Rot zu Grün mit gerade mal 0,01 Differenz dagegen erstaunlich klein und das spricht für ein gutes Design und einer guten Ausführung, was das Treffen der Radien der einzelnen Oberflächen angeht. Alleine die zonige Ausführung der Oberfläche ist das Manko und das scheint bei StellarVue die Regel und nicht die Ausnahme zu sein. Hier erkenne ich den Zusammenhang der Bearbeitungsmethode von kleinflächigen Korrekturen zur Erzielung von einem sehr hohen Strehlwert auf Kosten der Glattheit der Flächen.
TS hat eine Grafik zum Design veröffentlicht
https://www.teleskop-express.de/shop/pro...ektiv.html
während zum StellarVue nichts bekannt ist.
Auf der optischen Bank ist zu erkennen, dass der TS nicht unter den Zonen leidet, die der StellarVue zeigt.
Die Farbkorrektur und ingesamt der Eindruck der Farbkorrektur ist deutlich anders. Der StellarVue erscheint im Ton wärmer als der TS, der einen „kühlen“ Ton am künstlichen Stern zeigt. Der Fokus ist beim StellarVue eindeutig, beim TS ist die Einstellung des besten Fokus nicht eindeutig und verbunden mit einem Wechsel der Farben, was sich bei sehr hohen Vergrößerungen auf der optischen Bank erkennen lässt.
Bei StellarVue sind die Fresnelringe intra-extrafokal klar definiert, beim TS nur auf einer Seite des Fokus deutlich, auf der andere Seite verschwommen.
Für mich ist es eindeutig, dass jedenfalls die Optik unterschiedlich in Design, Glassorten und Ausführung ist, während die Mechanik Gemeinsamkeit zeigt.
Die spannende Frage ist, wirkt sich das in der Beobachtungs-Praxis sichtbar aus?
Ein Doppelsterntest ist hier völlig nutzlos, weil bei der gemessenen Qualität absolut keine Unterschiede im Auflösungsvermögen von Doppelsternen zu erwarten sind.
Wie wirken sich die Unterschiede in der polychromatischen Korrektur aus und welchen Einfluss haben die gesehenen Zonen auf die Detailerkennung? Hier geht es also um die Anwendung bei Planeten und Mondbeobachtung, ggf. auch bei Sonnenbeobachtung im Weißlicht.
Leider macht das Wetter nicht mit und wenn doch, so bräuchte es bestes Seeing für eine gesicherte Aussage.
Aber es gibt vor Ort eine gute Alternative:
Ziel waren ca. 300m entfernte Holzpfähle, welche mit Rissen, Flecken und Flechten behaftet ganz gut einer Mondlandschaft entsprechen und dabei die Luftruhe so unauffällig wirkte, dass gesichterte Beobachtungen gewonnen werden konnten.
Es wurden zunächst Matsumoto EMS als Spiegel eingesetzt und mit jeweils Baader Morpheus Okular-Paaren von 17,5mm und 9mm im direkten Vergleich beobachtet.
Das Bild erschien an Holzpfählen bei dem TS Gerät heller, was mich zunächst verwunderte. An den Details der Holzoberfläche konnten absolut keine Unterschiede, auch nicht mit den 9mm Okularen erkannt werden, was einer Vergrößerung von 108x und 113x entspricht.
   
Farbfehler an den Holzpfählen war in beiden Geräten nicht zu erkennen, abgesehen von der Lichtkante des Pfahls an der Schattenseite, welcher im TS an der Wahrnehmungsgrenze „möglichweise“ nicht so hart erschien, wie im StellarVue. Am Gesichtsfeldrand der 76° treten an solchen Kanten dann Farbfehler auf, welche aber im Zusammenspiel mit dem Okular auftreten und bei Planetenbeobachtung absolut keine Rolle spielen.
Der einzige auffällige Unterschied war in der Tönung des Holzoberfläche, welche im TS zunächst „heller“ erschien, im StellarVue wärmer und letztlich der kühle Farbton des TS die Ursache war, die auf den ersten Blick als Helligkeitsunterschied interpretiert wurde.
Ohne den direkten Vergleich konnte hier in beiden Geräten durch Beobachtung kein Unterschied erkannt werden und beide Geräte würden als sehr kontrastreich und mit hoher Abbildungsqualität bezeichnet werden können.
Es folgte der Wechsel auf 4,5mm Okulare mit folglich 217X und 226x durch den Brennweitenunterschied. Diese Vergrößerungen liegen im Bereich der sinnvollen Vergrößerung und in beiden Geräten zeigte sich sofort deutlich mehr Feindetail an der Holzoberfläche. Es wurde jeweils mit 4,5mm Morpheusokularen im Wechsel mit Delos 4,5mm Oklaren beobachtet, was aber okularseitig keinen erkennbaren Unterschied in der Detailerkennung bei beiden Geräten brachte.
Dagegen konnte ich bei ruhiger Luft einen Kontrastvorteil im StellarVue Gerät erkennen. Rillen, Farbunterschiede, Flecken waren definierter und wenn grenzwertige Details in beiden Geräten verglichen wurden, so war die Erfassung derselben im StellarVue leichter und sicherer. Im StellarVue waren allerfeinste Details noch sichtbar, die im TS verborgen blieben die farbliche Abstufung gelingt im StellarVue deutlicher. Diese Unterschiede sind nicht groß, aber zu Erkennen und spielen sich nur am Limit des Auflösungsvermögens ab. Ohne direkten Vergleich sind solche Unterschiede nicht erkennbar und auch beim TS Gerät hat der Betrachter nicht das Gefühl, dass die Abbildung limitiert wäre.
Die zweite „Runde“ wurde durchgeführt mit Anbringung eines 2“ Prisma am TS und eines BBHS Spiegels am StellarVue. Bei Letzterem ist von der optischen Bank schon klar, das Glasweg keine Verbesserung bringen kann, im Gegensatz zum Design des TS.
   
Tatsächlich sind nun die ohnehin feinen Unterschiede nochmals kleiner geworden und der Farbton des TS wurde „wärmer“. Bei sehr guter Luftruhe war die Detailerkennung im StellarVue denoch besser, aber es geht um Nuancen. Der Einsatz eines Zenitprismas ist einem Zenitspiegel beim TS 125 vorzuziehen!
In der Praxis bedarf es dann bestem „Seeing“, um davon profitieren zu können. Man muss sicherlich leidenschaftlich sein, um für den kleinen Gewinn an Detailerkennung den Mehrpreis bei den Geräten zu bezahlen. Dagegen ist der Mehrpreis eines Zenitprismas in Verbindungs mit dem TS Gerät geringfügig, aber die Wirkung ist spürbar.
Die praktische Auswirkung von Designunterschieden und Ausführung bei ansonsten sehr ähnlichen Optiken verifzieren zu können, war für mich bedeutsam und der Grund, warum ich es hier teilen möchte.
Gleichzeitig trägt es zur „Ehrenrettung“ von StellarVue bei und eben auch die Erkenntnis, dass nicht jede auf der optischen Bank klar erkennbare Aberration in der Praxis entscheidend ist. Bei den Apochromaten ist es die Gesamtheit der Ausführung, welche weit über einen Strehlwert hinausgeht, der letzlich das sichtbare Ergebnis bestimmt. Unser Auge ist da ein sehr gutes Prüfmittel im direkten Vergleich, ohne einen Zahlenwert nennen zu können. Mit mit dem Auge können in der Gesamtheit feinste Unterschiede wahrgenommen werden, aber eben nur im Vergleich. Die Wertigkeit der einzelnen Aberration werden hier unbewusst zu einem Gesamtergebnis addiert, was sich Messtechnisch nicht darstellen lässt. Mit dem Auge betrachtet werden unsere eigenen physiologischen Eigenschaften einbezogen, was bei Messergebnissen immer erst interpretiert werden muss.

Farbreine Grüße
Ralf
Folgenden 4 Usern gefällt Ralf's Beitrag:
Andreas Paul (19.03.2023), Christoph (22.03.2023), Florian B. (19.03.2023), Uwe (19.03.2023)
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Andreas Paul (19.03.2023), Christoph (22.03.2023), Florian B. (19.03.2023), Uwe (19.03.2023)


Nachrichten in diesem Thema
StellarVue SVX127D versus TS125 - von Ralf - 19.03.2023, 13:39
RE: StellarVue SVX127D versus TS125 - von Ralf - 19.03.2023, 19:17
RE: StellarVue SVX127D versus TS125 - von Ralf - 19.03.2023, 22:31



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