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8. Teleskoptreffen - April 2018
#8
Nachdem ich grade das Forum mit Beiträgen flute, kommt nun - reichlich spät - mein Rückblick auf das Teleskoptreffen.

Endlich mal ein Treffen bei dem die Bedingungen nicht wackelten, das brachte viel Entspannung und das war schon nach den ersten Minuten auf dem Kreuzberg zu spüren. Hatte was von Open-Air-Festival ...

Der Aufbau meiner CEM60 ging fix vonstatten und ich hatte locker Zeit mein mitgebrachtes Abendessen (es gab Hackbraten und Kartoffeln) zu futtern. Mit vollem Bauch ging’s gleich nochmal lockerer ...

Als die Dunkelheit einbrach und die CEM60 ihr Alignment hinter sich hatte, ging erst mal Richtung ISS. Ich hatte sie tatsächlich im Okular (42 mm LVW), aber das Teil war so hell, dass ich kaum eine Struktur erkennen konnte. Zudem war der Fokus nicht ganz getroffen. Aber mit zwei Händen versuchte die Steuerung auf Kurs zu halten, die dritte Hand hielt das Smartphone, die vierte stellte scharf ... na ja ...
Dennoch ein gelungener Auftakt ...

Neben viele Gesprächen zur Powerbank und den Stativboxen gab es viele schöne Objekte am Abend.

Algieba Gamma Leonis war sehr schön, aber nicht extrem gut, am frühen Abend hatte das Seeing noch Luft nach oben.

Zeta cancri, der Dreifachstern (Tegmine, Tegmeni, Tegmen) war meine Entdeckung des Abends. Auch die waren noch nicht auflösbar, am späteren Abend dann aber recht gut. Die entferntere Komponente hat 5,9“ Abstand bei 5,6 zu 6,2 mag. Tegmen steht nur in rund 1“ Abstand mit 6,1 mag.

M81 war sehr hell bei elliptischen Kern, die Spiralarme waren allerdings nicht aufzulösen, der Himmelshintergrund war zu hell und Arme dann doch zu schwach in ihrer Helligkeit.

M95, die Galaxie mit ihrem deutlichen Kernbereich war ebenfalls sehr schön, der zentrale Balken war vage zu erkennen. 

M65, M66, NGC 3628 waren am frühen Abend die Stars in Okular. Sie traten sehr deutlich hervor und waren sehr schön zu erkennen (vor allem M65 und M66). Die schwächere NGC 3628 etwas schwerer, was aber auch daran lag, dass sie kaum in das Gesichtsfeld des 22mm LVW passten. Mit dem 42mm war das problemlos, da war aber der Himmelshintergrund sehr hell.

Danach ging es weiter zu Markarians Chain. Unglaublich wie viele Galaxien sich im Gesichtsfeld tummeln, gerade im indirekten Sehen. Das war sehr schön anzusehen, vor allem die drei prominentesten, waren deutlich zu erkennen, aber wahrscheinlich noch viel, viel mehr, die ich für Sternpünktchen gehalten habe. Gigantisches Universum ...

Ein sehr lohnenswertes Objekt war auch die sog. Needle Galaxie (NGC4565), die immer wieder am Abend beobachtet habe. Sie war sehr deutlich zu sehen. Mich überrascht immer die Größe der Galaxie, die fast 50% des Gesichtsfelds ausfüllen kann. Aber sie war nicht ganz so griffig und klar wie schon in mancher kalten und späten Winternacht, aber das Staubband war dennoch gut zu sehen. Natürlich nicht durchgehend durch die gesamte Galaxie, aber im mittleren Drittel sehr deutlich und dann spät in der Nacht noch konturierter.

Gegen 23:00 kam dann die Black Eye Galaxy (M64) ins Okular. Wow, der dunkle, große Staubbereich war sehr klar und sehr deutlich zu sehen. Später in der Nacht als die Bedingungen noch besser wurden, lag ausgerechnet in dem Bereich mehr Dunst, so dass der Eindruck hinter dem des frühen Abends zurück blieb. Na ja, man kann nicht alles haben ...

Dann eben zu M63 (Sunflower Galaxy) ein ebenso dankbares Objekt im TAL-250K. Gerade genug Öffnung um feinere Strukturen indirekt zu erkennen und dann doch eben wieder nicht. Hier treibt der Klevtsov seine Späße mit mir. Aber es gab auch schon Abende an denen sie nur hauchzart zu erahnen war, hier zeigte sich die Galaxie sehr deutlich und sehr klar im Gesichtsfeld.

M51, die Whirlpool Galaxie, war natürlich ein Standartobjekt an diesem Tag mit guter Durchsicht und gutem Seeing. Nicht nur die beiden Kernbereiche sondern deutlich zwei Armansätze die sich spiralig nach außen dehen, waren zu erahnen, der kleinere Begleiter war nicht nur ein verwaschene Pünktchen sondern zeigte seine elliptische Ausbuchtung (da wo die „Brücke“ ansetzt). Die Verbindung zwischen beiden Galaxien war nur ansatzweise zu erahnen und blieb (wenn überhaupt) ein Hauch von hellerem Grau auf Dunkelgrau und das war wohl auch einfach dem Wissen geschuldet, dass da wohl etwas sein muss.

Spät am Abend war auch M3 hoch genug um schön beobachtet zu werden. Ein schöner Anblick im 10 Zoll, umgehauen hat mich aber die Abbildung von M3 im 16 Zoll Dobson. Wow, was für eine perfekte Abbildung, aufgelöst bis in den Kernbereich. Da blieb mein 10 Zoll weit dahinter zurück, weit, weit ... Hui - was ein Unterschied.

Die Nacht war jetzt schon weit fortgeschritten, da versuchte ich auch noch M101 zu finden, die ja wegen ihrer Größe eigentlich problemlos wäre, aber ihre Flächenhelligkeit verteilst sich halt auf die ganze Fläche was mich die Galaxie auch schon in manchen Nacht kaum erahnen ließ. Nun, M101 war gut zu sehen, aber nicht so, dass man irgendwelche Spiral
arme erahnte (das hatte ich nur einmal in Italien auf 1500m Höhe), aber doch wieder so „kräftig“ das man wusste, dass hier ein flächiges Objekt liegt.


Tief in der Nacht änderte sich das Seeing nun fast minütlich, so dass ich mich wieder auf Doppelsterne und Sternhaufen verlegte. 
Almach (Gamma And) kam aber sehr schwabbelig rüber, also runter mit der Vergrößerung und Kurs auf Sternhaufen.

M38 in Auriga war sehr schön, Sterne über Sterne im gesamten Gesichtsfeld, M36 zeigte dann auch wieder sehr nadelfeine Sterne, hier hatte ich wieder gute Bedingungen erwischt, M37 kam fast wie ein kunterbuntes, eingefrorenes Feuerwerk am Himmel ins Okular, das himmlische Pendant zum Feuerwerk am Abend Richtung Schweinfurt.

Interessant war auch Hubbles variabler Nebel, NGC 2261, der wie wie längliche Luftblase im Wasser schwebend aussah. Eine sehr interessante Form, auf der einen Seite scharf begrenzt, auf der anderen Seite sich auffächernd.

Fast zum Abschluss schwenkte ich noch einmal zu NGC 2392 (Eskimo-Nebel, müsste eigentlich Inuit-Nebel heißen). Seine innere Struktur blieb aber verborgen, nur im indirekten Sehen tauchte ansatzweise etwas wie ein feines „Gesicht“ auf.

M104, die Sombrero Galaxie war dann mein letztes Objekt am Abends. Der elliptische Kern war spätnachts (gegen 1:30 Uhr) deutlich durch das Staubband getrennt. Unterhalb des Staubbands war - das ist bei schlechteren Bedingungen oft kaum zu sehen - ebenfalls eine deutlich Aufhellung zu sehen, was der Galaxie Tiefe und Struktur gibt.

Gegen 2:00 Uhr baute ich dann auch ab und machte mich auf den Nachhauseweg, bei dem ich (endlich mal staufrei) an Würzburg vorbei kam.

Andreas-TAL
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Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“
                                                                                                                              (Mascha Kaléko)  
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August (08.04.2018), Christoph (09.04.2018), Florian B. (09.04.2018), Herbipollution (09.04.2018), Karsten (08.04.2018), Martin.F (09.04.2018), Rainer K. (09.04.2018), Thomas64 (08.04.2018), Uwe (08.04.2018)
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8. Teleskoptreffen - April 2018 - von Uwe - 07.04.2018, 09:15
RE: 8. Teleskoptreffen - April 2018 - von Ulf - 07.04.2018, 15:53
RE: 8. Teleskoptreffen - April 2018 - von Ulf - 07.04.2018, 19:08
RE: 8. Teleskoptreffen - April 2018 - von Andreas-TAL - 08.04.2018, 20:31



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