16.06.2012, 19:39
BB vom 15.06.2012
Hallo,
gestern waren die Bedingungen bis auf die Jetstreamwerte bei Meteoblue sehr gut gemeldet. Frank und ich verabredeten uns, um mal wieder in der dunklen "Wildnis" auf Deep-Sky-Objkte loszugehen.
Gegen 22.00 Uhr standen wir an unserem Beobachtungsplatz, der einzig durch die weit am Horizont entfernten, mit Rotlicht leuchtenden Windkraftanlagen lichtmäßig umrahmt wird.
Im Moment wird es ja vor 23.00 Uhr nicht annähernd dunkel, so dass wir unsere zwei 10"ACF zuerst auf Merkur und dann Saturn richteten. Schon jetzt war klar, die Luft ist äußerst unruhig. Wobei das bei den Deep-Sky-Schönheiten nicht ganz so sehr ins Gewicht fällt.
Merkur, der noch dicht über dem Westhorizont erwischt wurde, erschien beinahe als Spektralleuchte. Am Planetenscheibchen wurde durch die Luftbewegung dermaßen gerzerrt, dass es wie ein runder Regenbogen durch das Okular hüpfte.
Saturn wurde danach im Bino bei ca. 150 - 200x zum Aufwärmen freudig betrachtet. Frank, der sich ein wenig auf den Abend vorbereitet hatte, wusste, dass Pluto im Moment in Opposition steht und mit 14,..? mag in Reichweite unserer Geräte liegt. Das wär doch mal was Neues. Wenn das klappt?
Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun sind in der Sammlung schon mehrfach vermerkt. Aber dieser Zwergplanet hat mittlerweile schon ein besonderes "Charisma". Schließlich ist er noch gar nicht lange entdeckt und das prominenteste Objekt im Kuipergürtel. Er ist der am weitest entfernte Begleiter im Sonnensystem, den wir mit unseren Mitteln "erlegen" können.
Tief im Süden zieht Pluto gegen 23.30 Uhr seine Bahn und der Himmelshintergrund war noch sehr aufgehellt.
Mit Hilfe seines I-Pad´s hatten wir schnell eine Aufsuchkarte, Koordinaten und konnten nach längerem Vergleichen markanter Sternformationen das Lichtfünkchen aufblitzen sehen.
Ich "scannte" konzentriert die Stelle, und ließ das Auge über das Gesichtsfeld ziehen. Neben einem kleinen Feldstern sollte er stehen... und dann ist er da, der Moment, in dem das Lichtpünktchen aufleuchtet. "Großartig, Wahnsinn...", sind dann die Gedanken und eine Gänsehaut überfällt einen.
Diesen Anblick mussten wir mehrfach abwechselnd genießen und ich freute mich riesig, dass es gleich beim ersten Versuch geklappt hat.
Mittlerweile spannte sich die wolkige Sommermilchstraße von Kassiopeia über den Schwan bis hinunter zum Schützen und wir arbeiteten verschiedene KS, PN und Galaxien ab, die wir aus Franks Liste und dem Stropek wählten. Insgesamt leidet nun um die Sommersonnwende schon deutlich die Transparenz aber die Bedingungen war bei warmem Südostwind angenehm.
Wir badeten unsere Stäbchen im Licht der bekannten Schönheiten (Cirrus-, Hantel-, Trifid-, Omega-, Lagunen-, Ringnebel, NGC 5907, Albireo, Y-Virginis uvm...), suchten aber auch immer wieder kleine Herausforderungen.
Hier ein paar erwähnenswerte Stationen auf unserem Weg am Himmel:
NGC 6717 KS (Schütze): hellster Kugelsternhaufen des Palomar Katalogs. Ähnelt einem PN und zeigt sich unregelmäßig neben einem hellen Feldstern.
NGC 6818 PN "Little Gem Nebula" (Schütze): Kleiner blaugrüner Planetarischer Nebel mit Schalenstruktur
NGC 6822 GX (Schütze): Nur 0,7° von vorigem Objekt entfernt. Sie blieb äußerst schwach
NGC 6894 PN (Schwan): Zarter Ring, der nach höherer Vergrößerung verlangt. Der "Diamantstern" (ca. 14mag) blieb uns gestern in der hellen Hülle verborgen.
NGC 6814 GX (Adler): runde Seyfert-Galaxie, die im sternreichen Feld der Milchstraße liegt. Indirekt gut zu sehen, das helle Zentrum hob sich kaum hervor.
NGC 6905 PN "Blue Flash" (Delfin): Ein von drei Feldsternen umrahmter , größerer Nebel, der eine interessante Struktur im Halo auweist. Der Zentralstern ist indirekt deutlich sichtbar. Insgesamt sehr ästhetischer, leicht bläulicher Anblick
Bevor wir unseren Beobachtungsabend gegen 3.30 Uhr beenden, lenkten wir unseren Blick noch einmal ins Sonnensystem. Uranus war mittlerweile hoch genug gestiegen und zeigte sich als winziges, türkises Planetenscheibchen.
Das Objekt des Abends sollte auch den Endpunkt bilden: Pluto konnte nun sofort wiederentdeckt und auch schnell, ohne Probleme im Okular gehalten werden. Das war er also, der "verlorene" Planet.
Einfach Klasse, so ein Abend in freier, ruhig... (ja, gut, den etwas alkoholisierten Singsang einer Fete konnten wir aus der Ferne gut ertragen ) Natur ist immer wieder einmalig. Es hat sich auf alle Fälle gelohnt und ich freue mich schon wieder aufs nächste gemeinsame Beobachten. Ein paar Sternschnuppen am Sommerfirmament, die vorrüberziehende, strahlende ISS und ein gleißendes Iridium-Flare im Zenit boten zwischendurch beim Blick ohne Teleskop ein zusätzliches Schauspiel. Was will man mehr?
Auf dem Heimweg begrüßte uns die schmale Mondsichel tief im Osten und rundete den Hobbyabend standesgemäß ab.
Hallo,
gestern waren die Bedingungen bis auf die Jetstreamwerte bei Meteoblue sehr gut gemeldet. Frank und ich verabredeten uns, um mal wieder in der dunklen "Wildnis" auf Deep-Sky-Objkte loszugehen.
Gegen 22.00 Uhr standen wir an unserem Beobachtungsplatz, der einzig durch die weit am Horizont entfernten, mit Rotlicht leuchtenden Windkraftanlagen lichtmäßig umrahmt wird.
Im Moment wird es ja vor 23.00 Uhr nicht annähernd dunkel, so dass wir unsere zwei 10"ACF zuerst auf Merkur und dann Saturn richteten. Schon jetzt war klar, die Luft ist äußerst unruhig. Wobei das bei den Deep-Sky-Schönheiten nicht ganz so sehr ins Gewicht fällt.
Merkur, der noch dicht über dem Westhorizont erwischt wurde, erschien beinahe als Spektralleuchte. Am Planetenscheibchen wurde durch die Luftbewegung dermaßen gerzerrt, dass es wie ein runder Regenbogen durch das Okular hüpfte.
Saturn wurde danach im Bino bei ca. 150 - 200x zum Aufwärmen freudig betrachtet. Frank, der sich ein wenig auf den Abend vorbereitet hatte, wusste, dass Pluto im Moment in Opposition steht und mit 14,..? mag in Reichweite unserer Geräte liegt. Das wär doch mal was Neues. Wenn das klappt?
Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun sind in der Sammlung schon mehrfach vermerkt. Aber dieser Zwergplanet hat mittlerweile schon ein besonderes "Charisma". Schließlich ist er noch gar nicht lange entdeckt und das prominenteste Objekt im Kuipergürtel. Er ist der am weitest entfernte Begleiter im Sonnensystem, den wir mit unseren Mitteln "erlegen" können.
Tief im Süden zieht Pluto gegen 23.30 Uhr seine Bahn und der Himmelshintergrund war noch sehr aufgehellt.
Mit Hilfe seines I-Pad´s hatten wir schnell eine Aufsuchkarte, Koordinaten und konnten nach längerem Vergleichen markanter Sternformationen das Lichtfünkchen aufblitzen sehen.
Ich "scannte" konzentriert die Stelle, und ließ das Auge über das Gesichtsfeld ziehen. Neben einem kleinen Feldstern sollte er stehen... und dann ist er da, der Moment, in dem das Lichtpünktchen aufleuchtet. "Großartig, Wahnsinn...", sind dann die Gedanken und eine Gänsehaut überfällt einen.
Diesen Anblick mussten wir mehrfach abwechselnd genießen und ich freute mich riesig, dass es gleich beim ersten Versuch geklappt hat.
Mittlerweile spannte sich die wolkige Sommermilchstraße von Kassiopeia über den Schwan bis hinunter zum Schützen und wir arbeiteten verschiedene KS, PN und Galaxien ab, die wir aus Franks Liste und dem Stropek wählten. Insgesamt leidet nun um die Sommersonnwende schon deutlich die Transparenz aber die Bedingungen war bei warmem Südostwind angenehm.
Wir badeten unsere Stäbchen im Licht der bekannten Schönheiten (Cirrus-, Hantel-, Trifid-, Omega-, Lagunen-, Ringnebel, NGC 5907, Albireo, Y-Virginis uvm...), suchten aber auch immer wieder kleine Herausforderungen.
Hier ein paar erwähnenswerte Stationen auf unserem Weg am Himmel:
NGC 6717 KS (Schütze): hellster Kugelsternhaufen des Palomar Katalogs. Ähnelt einem PN und zeigt sich unregelmäßig neben einem hellen Feldstern.
NGC 6818 PN "Little Gem Nebula" (Schütze): Kleiner blaugrüner Planetarischer Nebel mit Schalenstruktur
NGC 6822 GX (Schütze): Nur 0,7° von vorigem Objekt entfernt. Sie blieb äußerst schwach
NGC 6894 PN (Schwan): Zarter Ring, der nach höherer Vergrößerung verlangt. Der "Diamantstern" (ca. 14mag) blieb uns gestern in der hellen Hülle verborgen.
NGC 6814 GX (Adler): runde Seyfert-Galaxie, die im sternreichen Feld der Milchstraße liegt. Indirekt gut zu sehen, das helle Zentrum hob sich kaum hervor.
NGC 6905 PN "Blue Flash" (Delfin): Ein von drei Feldsternen umrahmter , größerer Nebel, der eine interessante Struktur im Halo auweist. Der Zentralstern ist indirekt deutlich sichtbar. Insgesamt sehr ästhetischer, leicht bläulicher Anblick
Bevor wir unseren Beobachtungsabend gegen 3.30 Uhr beenden, lenkten wir unseren Blick noch einmal ins Sonnensystem. Uranus war mittlerweile hoch genug gestiegen und zeigte sich als winziges, türkises Planetenscheibchen.
Das Objekt des Abends sollte auch den Endpunkt bilden: Pluto konnte nun sofort wiederentdeckt und auch schnell, ohne Probleme im Okular gehalten werden. Das war er also, der "verlorene" Planet.
Einfach Klasse, so ein Abend in freier, ruhig... (ja, gut, den etwas alkoholisierten Singsang einer Fete konnten wir aus der Ferne gut ertragen ) Natur ist immer wieder einmalig. Es hat sich auf alle Fälle gelohnt und ich freue mich schon wieder aufs nächste gemeinsame Beobachten. Ein paar Sternschnuppen am Sommerfirmament, die vorrüberziehende, strahlende ISS und ein gleißendes Iridium-Flare im Zenit boten zwischendurch beim Blick ohne Teleskop ein zusätzliches Schauspiel. Was will man mehr?
Auf dem Heimweg begrüßte uns die schmale Mondsichel tief im Osten und rundete den Hobbyabend standesgemäß ab.
the sky is the limit
Gruß Uwe
"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"
http://www.the-night-black-white.de
Gruß Uwe
"Sehen ist schwieriger als Glauben" Zitat aus "Die Kometenjäger"
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